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Was spricht für Audioarbeit in der Schule?

Die Arbeit mit Radiobeiträgen und Podcasts greift die Lebenswelten von Kindern und Jugendlichen auf und hinterfragt gleichzeitig deren Entstehung. Auch werden mit der Produktion eigener Beiträge die Recherche- und Informationskompetenzen, ebenso wie der Kompetenzbereich „Sprechen und Zuhören“ (siehe Bildungsplan) maßgeblich unterstützt. Die Schüler/-innen lernen in unterschiedlichen Situationen angemessen aufzutreten und dabei auf ihren Tonfall und das Sprachniveau zu achten, sie können „[…] reflektiert und differenziert, verantwortungsvoll und sensibel mit eigenen wie fremden Äußerungen umgehen […], differenzierte Fragen, Arbeitshypothesen, Untersuchungsaspekte und Problemstellungen entwickeln und reflektieren, […] Informationsquellen gezielt nutzen [und][…] sprachliche Mittel gezielt einsetzen“. (Bildungsplan des Gymnasiums 2016 Deutsch S. 12.ff..).

Der Umgang mit Medien und die technische Auseinandersetzung mit der Entstehung von Beiträgen soll zudem sicherstellen, “[…] dass sich die Schülerinnen und Schüler in einer technisch beschleunigten und zunehmend komplexer werdenden Lebenswelt orientieren können und zu einem selbstbestimmten, verantwortungsbewussten und selbstregulativen Mediengebrauch finden.“ (Bildungsplang des Gymnasiums 2016 Deutsch S. 4).  

Die technischen Voraussetzungen für Audio-Projekte sind an Schulen meist vorhanden und müssen ggf. nur geringfügig verbessert/erweitert werden. Dabei ist der Umgang mit der Audio-Technik bei weitem nicht so kompliziert wie mit der Video-Technik und entsprechend schnell erlernt. Meist besitzen die Schüler/-innen auch bereits grundlegende Kenntnisse der Aufnahmetechnik durch die eigenständige Nutzung ihrer Smartphones.  

Audio-Projekte lassen sich in der Schule vielseitig einsetzen, hier eine Reihe an Möglichkeiten:

  • ein Lerntagebuch in Audioform (als wöchentlicher Podcast)
  • eine Kurzgeschichte / ein Elfchen / ein Gedicht vertonen
  • ein Interview mit verteilten Rollen aufnehmen
  • Alternative zum klassischen Referat
  • Audiodokumentation eines Wandertags

Viele Medienzentren bieten übrigens Leihgeräte für die aktive Audioarbeit. Das SMZ Stuttgart bietet ein eigenes und voll ausgestattetes Tonstudio.

Online-Fortbildung zu Audioproduktion mit Garageband am 06.10.

Online-Fortbildung zu Audioproduktion mit Sprachmemo am 19.10.

Mikrofon

GettyImages/liaminou

Radio/Podcast

Radiomachen im Wandel der Zeit

Ein Großteil der Kinder und Jugendlichen hören regelmäßig Musik und auch Radio, jedoch meist nicht mehr mit klassischen Abspielgeräten wie der Stereoanlage oder dem Radiogerät (89% der Sechs- bis 13-Jährigen hören zumindest selten Musik – KIM Studie 2018 S. 25 | Drei Viertel der Sechs- bis 13 Jährigen zählen zu Radionutzern – KIM Studie 2018 S. 26 ). Heutzutage wird auf Apps wie YouTube, Spotify, Amazon Music oder Deezer auf Smartphones/Tablets zurückgegriffen (siehe auch JIM Studie 2019 S. ff.). Trotz aller Veränderungen sind dort die klassischen Radioformate wie z.B. Umfragen, Interviews, Features oder Reportagen, aber auch einfache Bausteine wie An- und Abmoderationen regelmäßig auftauchende Elemente. 

Radio oder Podcast? Wo liegt eigentlich der Unterschied? 

„Ein Podcast ist doch so etwas wie eine Radiosendung, oder?“, hört man immer wieder, wenn es um den Unterschied zwischen den beiden Formaten geht. Doch ist diese Aussage so nicht ganz richtig. Denn während Radio einen festen Sendeplan hat und meist auch live gesendet wird (z.B. die Morgenshows oder die Nachrichten), ist ein Podcast unabhängig und kann nach Lust und Laune – 24 Stunden am Tag – empfangen werden. Auch die Produktion der Podcastinhalte erfolgt in der Regel zeitlich getrennt voneinander. Dies ermöglicht die Korrektur von Fehlern und die Wiederholung der ein oder anderen Aufnahme, wenn das Ergebnis nicht zufriedenstellend ist. 

Für ein einfacheres Verständnis kann man einen Podcast auch mit einer Serie eines Streamingdienstes (sei es Netflix, Amazon Prime oder ein anderer) gleichsetzen und es „Audio on demand“ nennen. Mehrere Folgen einer Serie ergeben dabei ebenjenen Podcast. Eine Folge allein reicht genau genommen noch nicht, um diesen Begriff zu nutzen. Einen Podcast kann man natürlich nicht über die oben genannten Film- und Serienanbieter beziehen, sondern mithilfe verschiedene (Podcast und Audio-)Apps und Streaminganbieter wie Podcast Addict (für Android) oder iTunes Podcast (für Apple) anhören und abonnieren. 

Die Inhalte einer Podcast-Episode können dabei gänzlich verschieden sein. Zwischen der Wiedergabe einer Radiosendung, Interviews, der Aufarbeitung eines bestimmten Themas auf spannende, informative oder kreative Weise, das Vorlesen von Zeitungsartikeln oder einer Musiksendung ist alles dabei. 

Ein Radio-/Podcastprojekt umsetzen

Möchten Sie ein Radio- oder Podcastprojekt umsetzen, lohnt es sich dem folgenden Leitfaden zu folgen, der Sie Schritt für Schritt durch die einzelnen Etappen begleitet. 

SCHRITT 1: DIE VORBEREITUNGEN

Vorhandene Technik und Räumlichkeiten

Welche technischen Geräte sind bereits vorhanden? Müssen noch welche angeschafft werden? Einen Überblick über die benötigte Technik für Audioprojekte finden Sie hier. Je langfristiger das Radio-Projekt ist und je größer die Außenwirkung, umso höher ist der Stellenwert guter Technik.  

Auch auf die Räumlichkeiten sollte im Rahmen der Vorbereitung ein Blick geworfen werden. Wichtig ist, dass der gewählte Raum keinen Rückhall erzeugt, was beispielsweise durch einen Teppichboden, Vorhänge und eine geringe Raumgröße gewährleistet werden kann. Ein „selbstgebasteltes“ Tonstudio kann ggf. Abhilfe schaffen, indem man mehrere Tische zusammenschiebt und mit Wolldecken abhängt. 

Zeitliche Rahmen

Wie viel Zeit steht zu Verfügung? Eine Doppelstunde, eine Projektwoche oder ein Schuljahr lang „Radio-AG“? Wichtig ist in jedem Fall ein kleines Zeitfenster für die gemeinsame Einarbeitung in die Technik einzuplanen, um sich anschließend ungestört der inhaltlichen Gestaltung widmen zu können.

Inhalt
Welches Thema soll erarbeitet werden? Gibt es Bezüge zu einem aktuellen Unterrichtsthema? Gerade bei der Radioarbeit ist es hilfreich, wenn die Jugendlichen das Thema, das sie bearbeiten möchten, selbst bestimmen können. Für die Motivation und Bearbeitung der Inhalte spielt dies ggf. eine große Rolle. Zudem kann die Motivation unterstützt werden, wenn das Ergebnis (beispielsweise im Schulradio oder bei einem freien Radiosender) auch tatsächlich gesendet wird.  

Neben der Thematik muss ebenfalls bedacht werden, welches journalistische Format umgesetzt wird. Soll ein Interview im Mittelpunkt stehen oder besser eine Reportage? Welches Format eignet sich für das Thema am besten?

Öffentlich VS privat

Dürfen die Ergebnisse des Radio-/Podcastbeitrags der Öffentlichkeit zugänglich sein? Oder sollen nur die Schüler/-innen die Aufnahmen anhören können? Diese Frage sollte in jedem Fall bereits im Rahmen der Vorbereitungen geklärt werden, um die Inhalte entsprechend anzupassen und auf die damit verbundenen Urheber- und Persönlichkeitsrechte anderer Inhalte zu achten. Hilfreich kann dabei die Nutzung von Open-Content-Material sein. Denken Sie bei einer Veröffentlichung auch an die vorherige Zustimmung der Eltern. 

Organsiation

Wird das Audioprojekt beispielsweise in einer Schulklasse umgesetzt, ist die Organisation und Planung von Gruppenarbeit unabdingbar. Um dabei Engpässe bei Recherchen und Aufnahmen zu vermeiden, sollten genügend Aufnahmegeräte und Computer für Recherchen und Audioschnitt zur Verfügung stehen. 

SCHRITT 2: RECHERCHE UND INFORMATIONSBESCHAFFUNG  

Die Vorproduktion und Recherche nehmen im Vergleich zu den anderen Schritten wohl die meiste Zeit in Anspruch. Was bei diesem Schritt alles zu beachten ist, erfahren Sie hier.

Vorproduktion

Um Inhalte recherchieren und vorbereiten zu können, sollten die Themen, ebenso wie die Gruppenorganisation genauer ausdifferenziert werden. Folgende Fragen können helfen:  

  • Welches Format wird für die Bearbeitung des Themas gewählt (Interview, Reportage, Feature, ganze Radiosendung, eine oder mehrere Podcastfolgen, etc.)
  • Welche Zielgruppe soll mit der Sendung angesprochen werden (Jugendliche, Eltern, Lehrer/-innen, etc.)?  
  • Wer sind ggf. passende Interviewpartner/-innen?  
  • Wie soll – im Falle, dass eine ganze Radiosendung erstellt wird – die Show heißen und wie könnte der Slogan klingen?
  • Wer übernimmt welche Aufgaben in der Gruppe?  

Recherche

Die Recherche ist die unabdingbare Voraussetzung, um an verlässliche Informationen für Sendungen, Beiträge, Interviews etc. zu gelangen. Die Aufgabe der Redakteur/-innen ist also: Recherchieren, nachlesen, nachfragen und Infos sammeln. Bei allem gilt: die Redakteur/-innen sollten sich eine solide Kenntnis über das Thema oder die Person, um das oder die es geht, verschaffen und inhaltlich einen roten Faden aufbauen, der Lust macht zuzuhören.  

Der Redaktion darf es keinesfalls genügen, sich nur auf eine Quelle zu verlassen. Wichtig ist immer mindestens eine Gegenprüfung durch andere Informationsquellen: Wie stellen die Betroffenen ein Ereignis dar, wie wird dasselbe Ereignis von anderen geschildert? Grundlage jeder Recherche sind folgende Fragen:

  • Was ist überhaupt los? Wie verhält sich die Sache/Lage?
  • Ist etwas dran?
  • Welche Informationen fehlen noch?
  • Was sagt die andere Seite?

Ansprechpartner/-innen und Informationsquellen können u.a. sein:

  • das persönliche Adressverzeichnis, Kolleg-(inn)en, Freunde, Bekannte, Eltern, Lehrkräfte
  • Expert(-inn)en
  • das Internet
  • Nachschlagewerke, Lexika
  • Agenturen
  • Archive
  • Betroffene
  • Parteien, Initiativen, Organisationen, Vereine
  • Pressestellen öffentlicher Einrichtungen
  • Zeitungen, Zeitschriften, Magazine
  • Universitäten, Hochschulen

Bei der Recherche sind zudem relevant bestehende Persönlichkeits- und Urheberrechte zu berücksichtigen und angemessen mit diesen umzugehen (besonders im Rahmen der eigenen Produktion und in Hinblick auf eine mögliche Veröffentlichung). 

SCHRITT 3: AUFNAHME, POST-PRODUKTION UND VERÖFFENTLICHUNG

Aufnahme

Die Technik steht bereit, die Texte sind eingeübt, ggf. ist der Studio-Gast da. Noch ein Glas Wasser, einige Aufwärmübungen und es kann losgehen. Tipps für eine gelungene Aufnahme finden Sie hier (Link zu „Tipps für eine gelungene Aufnahme“).  

Post-Produktion

Nach Beenden der Aufnahme wird das Material ggf. bearbeitet: Fehler beim Sprechen können ausgebessert werden. Unnötige Sätze kann man rausschneiden, die Kürze machts! Sind einzelne Ansagen oder Passagen zu leise oder zu laut, so sollte die Lautstärke angepasst werden. Mit lizenzfreien Soundeffekten und passender Hintergrund-Musik lässt sich der Beitrag zudem weiter aufpeppen. Einen Überblick an Software und Apps zur Bearbeitung von Audiodateien finden Sie hier. 

Veröffentlichen

Ob man das Ergebnis nur vor der Klasse präsentiert oder einer breiteren Öffentlichkeit (Familie, Schule, Internet, etc.) zur Verfügung stellt, sollte bereits vor der Produktion mit der Klasse/Gruppe besprochen werden. Fällt die Entscheidung für die Veröffentlichung im Internet, gibt es verschiedene Möglichkeiten: Podcasts müssen für eine Veröffentlichung bei iTunes, Spotify und Co. zuerst bei einem Anbieter gehostet werden. Dafür eignet sich beispielsweise Libsyn.com, der deutsche Anbieter podcaster.de oder auch podigee.de. Ebenso können die Dateien (sowohl Podcast als auch Radiobeiträge) bei SoundCloud oder YouTube hochgeladen werden. 

Podcasts empfangen

Auch für das Empfangen von Podcasts gibt es verschiede Wege. So kann ein bestimmtes Podcast-Thema auf podcast.de gesucht, abonniert und direkt über die Seite angehört werden. Alternativ bietet iTunes oder Spotify eine große Auswahl an Podcasts. Auch Radiosender oder die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten bieten zahlreiche ihrer Sendungen, ebenso wie spannendes Zusatzmaterial in Form von Podcasts an.

Hörspiel

Trotz der dominierenden Präsenz von audiovisuellen Medien wie Computer, Tablet, Smartphone oder Fernsehen, spielen Hörspiele nach wie vor eine wichtige Rolle in der Alltagsgestaltung von Kindern und Jugendlichen. Etwa die Hälfte aller Kinder zwischen sechs und 13 Jahren hören zumindest selten Hörspiele oder Hörbücher, jeder Vierte regelmäßig (26 %) (vgl. KIM Studie 2018 S. 24). Ein gut gemachtes Hörspiel erlaubt dabei die Entfaltung eines Kinos im Kopf, das rein mithilfe verschiedener Erzählstimmen, Geräusche, atmosphärischer Musik und der eigenen Fantasie gespeist wird.

Musik und Geräusche im Hörspiel

Die Musik dient häufig als Hintergrund in Form kaum hörbarer Atmo*. Sie kann dabei zur Fixierung des Ortes der Handlung oder einer bestimmten Person durch Verwendung charakteristischer Motive und typischer Klangfarben dienen (z.B. in dem musikalischen Märchen „Peter und der Wolf“ von Sergei Prokofjew). Musik kann ebenfalls die Grundstimmung einer Szene betonen oder die Gemütszustände der Figuren darstellen. Auch die Intensität eines Dialogs kann durch Dynamik, Tempo und Rhythmus unterstützt werden. Musik kann aber auch auf etwas Vergangenes verweisen, auf Erinnerungselemente von Personen, oder auf früher Geschehenes.  

Geräusche lehnen sich an die Funktionen von Musik an und unterstützen das „Kino im Kopf“, indem bestimmte Situationen mit unterstützenden Geräuschelementen unterlegt werden. Sitzt beispielsweise eine Figur des Hörspiels in der Küche und isst zu Mittag, könnten ein Stühlerücken, das Kauen, das Kratzen einer Gabel auf einem Teller oder auch das Trinken und Abstellen eines Glases die Situation für das Ohr eindrücklicher verbildlichen. Für die Produzenten solcher Hörspiele bedeutet dies sehr viel Aufwand. Aber je besser sich die Hörer/.innen später in die gehörte Geschichte hineinversetzen können, desto besser bleibt sie auch in Erinnerung. 

Räumlichkeit im Hörspiel

Stets muss man sich im Klaren sein: Hörspiele kann man nicht sehen, sondern nur hören! Daher ist es oftmals eine Herausforderung, Räumlichkeiten, Wechsel von Zeiten oder auch Sinnwelten rein auditiv zu verdeutlichen. Verschiedene Möglichkeiten bieten sich an, um dieser Aufgabe zu erfüllen:

Mit der klanglichen Bearbeitung mit Hall- und Echogeräten können Töne extrem verändert werden, dies kann einen Wechsel anzeigen.

In dem Hörspiel Berlin Alexanderplatz von Alfred Döblin z.B. kündigt eine Ansagestimme mit „Vier Wochen später“ einen Zeitwechsel an.

Mit Hilfe der Schnitt-Technik und der Tonblende können Szenen abrupt wechseln oder ineinander überfließen. Mit Tonblenden sind dabei Raumblenden, Dimensionsblenden oder auch Zeitblenden gemeint. Die Raumblende blendet zum Beispiel vom Hintergrund in den Vordergrund. Von Dimensionsblende spricht man dann, wenn eine Stimme, die mit einer Raumatmo wiedergegeben wird, plötzlich ohne Rauminformation hörbar ist. Dies kann einen Wechsel von normal gesprochener Stimme zur gedanklichen inneren Stimme andeuten. Die Zeitblende ist eher durch Schnitt-Techniken und aus dem Kontext heraus zu bewerkstelligen. Denkbar wäre, wenn eine bereits bekannte Stimme als Kind und später als Erwachsener spricht.

Arbeitsschritte bei der Hörspielproduktion

Ähnlich wie bei der Produktion einer Radio- oder Podcast-Sendung gibt es für die Hörspiel-Produktion eine bestimmte Reihenfolge, ebenso wie einige Zwischenschritte zu beachten, die in der Folge näher ausgeführt werden. 

Schritt 1: Auswahl/ Entwicklung eines Drehbuchs

Entweder eine Geschichte wird von den Schüler(-inne)n selbst erfunden oder ein bestehendes Manuskript wird verwendet. Bei der Nutzung eines bestehenden Manuskripts ist unbedingt darauf zu achten, in welcher Form es rechtlich geschützt ist und in welchem Rahmen die zu produzierende Hörspielaufnahme später veröffentlicht werden soll. In beiden Fällen sollte man sich in der Schulpraxis zunächst mit kleinen Geschichten begnügen. Einfache Handlungsstränge und nicht zu viele Sinnebenen sowie Zeit- und Raumwechsel sind zu bevorzugen.

Wird eine eigene Geschichte produziert, ist das A und O einen roten Faden zu verfolgen, der von Anfang bis Ende eine schlüssige und spannende Geschichte ergibt. Schritt für Schritt baut sich dabei eine Spannung auf, die im Höhepunkt endet und schließlich aufgelöst wird.

Schritt 2: Entwicklung eines Storyboards

Die entwickelte oder ausgewählte Geschichte muss nun für das Ohr aufbereitet werden, um den Hörer(-inne)n ein bestmögliches Verständnis zu gewährleisten. Entsprechend sollte in diesem Schritt über die Sprecher, Erzähler, Geräusche und Musik nachgedacht werden. Welche Stimmen werden benötigt? Wie sollen die Räume klingen? Wie kann man die Geschichte – ohne dass sie gesehen werden kann – auditiv verbildlicht werden? Diese und viele weitere Fragen werden in diesem Schritt beantwortet. Besonders hilfreich sind dabei sogenannte Storyboard-Blätter, die auch bei Filmproduktionen Einsatz finden und die einzelnen Szenen genauer analysieren. Auch die Beschaffung der Geräusche (Wer bringt was mit?) und die Planung der Räumlichkeiten können in dem Storyboard festgehalten werden.

Schritt 3 : Audioaufnahmen

Wurden alle Texte auf dem Storyboard festgehalten und von den Sprecher(-inne)n geübt, kann mit den Aufnahmen begonnen werden. Entweder Sie nutzen für die Aufnahmen die Methode eines Live-Hörspiels oder Sie gehen klassisch vor und nehmen die einzelnen Text- und Geräuschbausteine getrennt voneinander und nacheinander auf. Ein Live-Hörspiel hat den Vorteil, dass Texte und Geräusche gleichzeitig aufgenommen werden. Während also beispielsweise Sprecher 1 einen kurzen Monolog einspricht, werden zu gegebener Zeit parallel die Geräusche im Hintergrund gemacht und mit aufgenommen. Noch authentischer wird ein Live-Hörspiel, wenn neben den parallel aufgenommenen Geräuschen auch die Räumlichkeit berücksichtigt wird. Spielt die Szene beispielsweise im Freien, sollte die Aufnahme auch draußen gemacht werden. Diese Methode erspart in der Postproduktion (Nachbereitung) jede Menge Arbeit, da bei gut organisierten Live-Hörspielen nur noch die einzelnen aufgenommenen Szenen mit einem Audioschnittprogramm aneinandergereiht werden müssen. 

Schritt 4: Die Postproduktion

Nach Beendigung der Aufnahmen wird das Material gesichtet und zugeschnitten: Stolperer oder Sprachfehler werden entfernt, Geräusche und Musik werden an den entsprechenden Stellen der Geschichte eingebunden, Elemente werden verschönert, beispielsweise durch „Fade“ (Ein- und Ausblenden), Szenen zusammengeschoben. Für das kostenfreie Audioschnittprogramm „Audacity“ finden Sie hier eine Vielzahl an kurzen Tutorials, die die Funktionsweise der einzelnen Werkzeuge erklären.

Methode: Einen roten Faden entwickeln

Material: DIN A4-Tonpapier, einen roten Faden oder Wolle, Filzstifte

Zeit: ca. 30 Minuten

Durchführung:  

Überlegen Sie gemeinsam in der Gruppe, worum es in der eigenen Geschichte gehen soll. Halten Sie dabei unabdingbare Stationen auf je einem Tonpapier fest und verteilen Sie sie auf dem Boden. Legen Sie nun einen roten Faden aus und bestimmen Sie gemeinsam die Anfangsstation der Geschichte. Diese wird entsprechend an den Anfang des Fadens gelegt. In der Regel ist auch relativ früh klar, wo die Handlung enden soll. Dieses Tonpapier bildet entsprechend den Abschluss des roten Fadens. Alle übrigen Stationen werden nun näher angeschaut und besprochen. Was könnte passieren? Wie kommt Person A zu Ort X und warum? Welche Relevanz hat dieser Ort für die Handlung? Schritt für Schritt geben die Schüler/-innen nun ihre Ideen preis und ordnen gemeinsam die offenen Stationen auf dem roten Faden an. Einzelne Stichpunkte können ebenfalls Platz auf dem Tonpapier finden, um wichtige Handlungselemente festzuhalten. Überprüfen Sie am Ende, ob der rote Faden der Geschichte durchgängig logisch ist und keine inhaltlichen Lücken offenlässt.

Hinweis:

Legen Sie am Besten eine Dramaturgie-Kurve neben den roten Faden, um sicherzugehen, dass die Handlung auch an Spannung gewinnt und nicht nur eine einfache Aneinanderreihung von Orten und Dialogen ist.

Download Vorlage Storyboard (WORD)

Aufwärmübungen

One, two, three…

Nehmen Sie Zeige- und Mittelfinger einer Hand zwischen die Zähne (alternativ kann es auch ein Sektkorken sein) und zählen Sie langsam und deutlich von 1 bis 15 auf Englisch. Wiederholen Sie diese Übung vor jeder Audioaufnahme. Sie werden merken, dass der Mund beim Sprechen auf einmal viel weiter aufgeht als zuvor und die Aussprache entsprechend deutlicher ist.

Recken und strecken

Nehmen Sie sich fünf Minuten Zeit und machen Sie einige Dehnübungen. Strecken Sie sich und Ihre Arme weit in die Höhe, gähnen und ächzen Sie laut und schütteln Sie Ihren Körper aus. Kreisen Sie Ihre Schultern, anschließend vorsichtig den Kopf und genießen Sie die die Sie umgebende Stille. Klopfen Sie sich zum Schluss Ihren Körper vorsichtig aus: Beginnen Sie mit Ihren Armen, machen Sie weiter mit Oberkörper, der Hüfte und abschließend mit den Beinen. Atmen Sie dabei tief ein und aus.

Mmmmmmmm

Formen Sie mit dem Mund ein „Mmmmmmmm“ und summen es leise vor sich hin. Variieren Sie dabei in der Stimmhöhe, ebenso wie in der Lautstärke. Legen Sie Ihre Hand auf den Bauch. Können Sie die Vibrationen fühlen?

Berta, die Kuh

Berta, die Kuh, steht jeden Tag auf ihrer Weide voller Gras und kaut und kaut und kaut. Sie genießt das Kauen so sehr, dass sie gar nicht genug davon bekommen kann. Diese Kauübung ist eine hilfreiche Methode um den Kiefer zu lockern, also nichts wie los! Seien Sie einmal Berta, die Kuh, und stellen Sie sich vor, wie Sie das wunderbar saftige und grüne Gras zwischen Ihren Kiefern kauen. Dabei machen Sie langsame, runde Bewegungen und strecken den Kiefer in ruhiger Art und Weise.

Journalistische Darstellungsformen

Ob im Radio, im Fernsehen, in der Zeitung oder in diversen Podcastsendungen – Die journalistischen Darstellungsformen sind das A und O jeder journalistischen und redaktionellen Tätigkeit. Auch im Rahmen von Radio- oder Podcastprojekten sollten sie entsprechend einen wesentlichen inhaltlichen Bestandteil darstellen und werden hierfür in der Folge genauer aufgegliedert. 

O-Ton

Um eine Berichterstattung möglichst authentisch zu gestalten, verwendet ein Journalist besondere akustische Formen, in der Regel sogenannte Originaltöne (O-Ton). Gemeint sind damit akustische Aufnahmen vom Ort eines Geschehens (Hintergrundgeräusche) von Beteiligten, Betroffenen oder Augenzeugen (z.B. kurze Interviewmitschnitte). Jeder O-Ton hat eine bestimmte Funktion. Er kann beschreibend, hin-, ver- und beweisend, kontrastierend und karikierend sein. O-Töne von Personen sollten innerhalb eines Radiobeitrags von einer Moderation eingeführt werden, damit deutlich wird, wer die sprechende Person des O-Tons ist.

Originaltöne dienen dazu, den journalistischen Text zusätzlich mit Information zu unterfüttern oder eine Argumentationslinie weiterzuführen. Oft dienen sie auch dazu, einen persönlichen Eindruck von Betroffenen wiederzugeben, ohne informativen Inhalt.

Atmo

Atmo ist genau genommen ebenfalls ein Originalton und hat im Allgemeinen eine ästhetische, weniger eine informative Dimension. Sie dient dazu, eine bestimmte Stimmung zu erzeugen oder zu unterstützen und ist dabei ist eher hintergründig und begleitend.

Atmo findet man besonders häufig in Hörspielen, um eine Handlung zu verorten oder eine bestimmte Stimmung zu transportieren. Beispiele für Atmo sind u.a. das Rascheln der Blätter im Wald, Verkehrsgeräusche oder das Sprechen vieler Menschen in einem Restaurant.  

Die Nachricht

Die Nachricht soll die „Wirklichkeit“ schildern. Dabei ist oberste Priorität, dass der Schauplatz und die Handlung der Beteiligten beschrieben werden. Dabei gilt: Die Nachricht ist aktuell, informativ, objektiv, korrekt, leichtverständlich. Sie vermitteln Fakten, keine persönliche Wertungen der Redakteure.  

Das Wichtigste, die Kernaussage, sollte am Anfang genannt werden. Es folgen weitere Informationen mit abnehmender Bedeutung. Die fünf W-Fragen (Wer? Wann? Wo? Was? Warum?) helfen bei der Aufarbeitung der Informationen. 

Die O-Ton-Meldung

Wer Radio hört, begegnet diesem neuen Element andauernd, egal ob innerhalb einer Nachrichten-Sendung oder zwischen zwei Musiktiteln. Sie kann sowohl rein sachlich und informativ über ein Ereignis berichten, als auch eine Veranstaltung ankündigen, Klatsch und Tratsch über eine prominente Person verbreiten oder einen Tipp für das alltägliche Leben weitergeben. Der Ton einer O-Ton-Meldung kann daher auch lockerer sein als in einer Nachrichtensendung. Dennoch folgt auch dieses Element journalistischen Grundregeln. Die fünf W-Fragen müssen mit der O-Ton-Meldung beantwortet werden: Wer? Wann? Wo? Was? Warum? 

Der Beitrag

Der sogenannte „gebaute“ Beitrag (oder auch O-Ton-Bericht) ist der „große Bruder“ der Nachricht. Hauptmerkmale des Beitrags sind:

  • Er informiert sachlich über alle fünf W-Fragen (Was – Wer – Wann – Wo – Warum?).
  • Er ist länger als eine Nachricht und bringt Zusatzinformationen, Hintergründe und Wertungen.
  • Er sollte in der Regel mehrere Sichtweisen zu Wort kommen lassen.
  • Eine klare Gliederung ist gefragt: das wichtigste am Anfang, dann folgt Weiteres mit abnehmender Relevanz.
  • Er kann nur Text, aber auch Originaltöne (O-Töne) enthalten.
  • Der typische Aufbau wechselt in der Regel zwischen gesprochenem Text und O-Tönen.

Das Porträt

Das Porträt ist eine Form des „gebauten“ Beitrages. Es berichtet über eine Person und ist wesentlich persönlicher als der informierende O-Ton-Bericht. Hier benötigt man nicht zwangsweise mehrere Sichtweisen, die O-Töne der porträtierten Person reichen aus. 

Das Feature

Das Feature ist ebenfalls eine Form des „gebauten“ Beitrags. Der Begriff kommt aus dem Lateinischen („facere“) und bedeutet soviel wie „Besonderheit“, „sich auszeichnen durch“ oder „herausstellen“. Bei einem Feature treffen sich journalistische wie künstlerische Elemente und bilden eine Darstellungsform, die sich durch ihre Schwierigkeit der Ein- und Unterordnung in eine bestimmte radiojournalistische Grundform auszeichnet. Es beinhaltet entsprechend den informativen Teil eines Beitrages, wie Autorentext und O-Töne, und wird zusätzlich mit künstlerischen Elementen wie Atmos, Geräuschen oder Musik unterlegt. Die Betonung liegt also auf der Verwendung von verschiedenen Elementen und Mitteln aus der Literatur, dem Theater und der journalistischen Berichterstattung.

Hintergrundwissen, Zitate und Ton-Dokumente, Kommentare, Monologe etc. können montiert werden, um ein Thema von verschiedenen Seiten auf alternative Art und Weise zu beleuchten. In einem Kommentarteil erklärt der Autor seinen eigenen Standpunkt und übersetzt die zu behandelnden Geschehnisse in seine eigene Sichtweise und Sprache.  

Beispiel: Feature zum Thema „Abiprüfungen“: Möglich sind Interviews von betroffenen Schüler(-inne)n, Lehrkräften oder Eltern über den Prüfungsstress und dessen Begleiterscheinungen, ein Monolog eines Schülers beschreibt womöglich seine innere Unruhe, dramatische Musik betont zusätzlich den aufkommenden Stress, kurze gespielte Szenen geben die Erleichterung bei der Ergebnisbekanntgabe wider oder die Diskussion mit den Eltern beim Beichten eines schlechten Ergebnisses.

Das Interview

Das Grundprinzip eines Interviews lautet: ausgewählte Fragen an eine Person. Ein Interview im Radio kann verschiedene Funktionen erfüllen, z.B. zur Erläuterung von komplizierten Sachverhalten, zur Vorstellung einer Person oder um eine Meinung oder Wertung von Experten einzuholen.

Vor dem Interview sollte man einige Fragen klären:

  • Warum führe ich dieses Interview – Was sollen die Hörer davon haben? (Infoziel)
  • Kann die ausgewählte zu interviewende Person zum Thema wirklich etwas Wichtiges und vor allem Informatives beitragen?
  • Weiß ich selbst genug über das Thema oder die Person, um gute Fragen stellen zu können?
  • Habe ich meine Fragen sorgfältig vorbereitet? Schreiben Sie sich Ihre Fragen auf. Während des Interviews sollte das Fragen-Papier aber nur als Hilfestellung dienen.  

Die Reportage

Die Reportage beschreibt, wie auch die Nachricht, das aktuelle Geschehen. Im Gegensatz zur Nachricht geht eine Reportage stärker an das Geschehen heran. Reporter sind vor Ort und berichten (oftmals live) was sie erleben oder sehen. Sie versuchen sich dabei möglichst bildlich auszudrücken, damit die Inhalte und die Situation möglichst anschaulich für die Hörer werden. Ein weiteres Stilelement ist der Kommentar der Reporter, meist gegen Ende der Reportage. Sie sind angehalten objektiv zu berichten und ihre Schilderungen auf Recherchen, Beobachtungen, Gesprächen und Eindrücken aufzubauen. 

Die Moderation

Moderieren heißt gestalten. Moderiert wird zum Beispiel als Überleitung von einem Musikstück zum nächsten, als Einleitung in eine Diskussionsrunde oder für einen Bericht, ein Interview etc. Wie die Radiosendung bei den Hörern ankommt, hängt oft von der Moderation ab. Kein Bereich beim Radio – neben der Musikauswahl – ist so profilbildend wie die Moderation. Viele Sender suchen deshalb nach Identifikationsfiguren, die immer die gleiche Sendung moderieren, sogenannte „Anchormen“ oder „Anchorwomen“. Eine Moderation sollte heutzutage kurz und prägnant sein: Keine langen Erklärungen, keine umfassenden Informationen, vielmehr ist Kürze und Witz gefragt. Einige Sender verschaffen sich auch ein Profil durch besonders comicartige Moderationen.

Bei der Moderation gilt:

  • Nur etwas sagen, wenn es etwas zu sagen gibt.
  • Lieber kurz fassen, als lange „labern“.
  • Klare, kurze Sätze formulieren.
  • An die Hörer denken: Verstehen sie, was ich sagen will?
  • Moderationen müssen vorbereitet werden. Informationen zum Thema besorgen; Texte vorformulieren, dann aber nicht ablesen, sondern frei sprechen.
  • In jedes Musikstück vorher hineinhören. Berichte, O-Töne etc. unbedingt ebenfalls vorher anhören. Die Moderatoren müssen wissen, was als nächstes gesendet oder abgespielt wird.
  • Normal bleiben: Nicht schneller oder langsamer reden als sonst. Man sollte versuchen so zu moderieren, als erzähle man die tollen, spannenden und interessanten Dinge seinen besten Freunden.
  • Wer beim Moderieren lächelt, klingt gleich viel freundlicher.

Die Umfrage

Das Grundprinzip der Umfrage heißt (im Gegensatz zum Interview): „Eine einzige immer wiederkehrende Frage an viele Menschen“. Die Umfrage im Radio ist dabei keine statistische Erhebung, sondern gibt ein Stimmungs- oder Meinungsbild wieder. Folgendes gilt zu beachten:

  • Immer eine offene Frage stellen, d.h. die Interviewten dürfen nicht nur mit „Ja“ oder „Nein“ antworten. Beispiel: „Was halten Sie von...?“
  • Unbedingt auf gleichmäßige Hintergrundgeräusche achten (nicht eine Person an einer belebten Straße befragen und die nächste im ruhigen Park).
  • Nicht nachhaken, sonst kommt es zum Gespräch und dann ist es keine Umfrage mehr.
  • Den Angesprochenen Zeit zum Antworten lassen.
  • Die Frage immer gleich formulieren, sonst passen möglicherweise die Antworten später nicht zueinander. Also nicht einmal: „Was halten Sie von der Politik von Angela Merkel?“ und dann „Wie sollte Ihrer Meinung nach die Politik von Angela Merkel aussehen?“
  • Eigene Kommentare/Geräusche („hm, hm“) vermeiden.
  • Am Computer beim Schneiden werden die Antworten gemischt: Vor allem ist darauf zu achten, dass Frauen und Männer, ebenso wie Jung und Alt gleichermaßen zu Wort kommen. Eventuell kann man auch pro und contra gewichten.  
  • Mit einem aussagekräftigen, lustigen, pointierten O-Ton die Umfrage beginnen lassen und auch mit einem solchen O-Ton enden, um Interesse der Hörer zu wahren.

Das Magazin

Als Magazin werden solche Sendungen bezeichnet, die verschiedene radiofone Formen beinhalten. Die Sendung kann sich nur mit einem bestimmten Thema beschäftigen, dadurch nähert sie sich dem Feature oder sie kann Beiträge zu verschiedenen Themen präsentieren. Etwa ein „Mittagsmagazin“, das Beiträge über aktuelle Themen des Tages enthält. Magazine im Hörfunk enthalten Musik, Unterhaltung, kurze Wortbeiträge, Interviews, Werbung etc.

Jennifer Madelmond

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