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Die Rolle der Influencer als Meinungsführer

Meinungsführer:innen gibt es schon länger als das Internet. Sie genießen in ihrem direkten sozialen Umfeld durch ihre Expertise und Authentizität seit jeher großes Vertrauen.

Dabei sind die Vertrauenswürdigkeit des Senders und sein Expertenstatus die stärksten Faktoren bei der Beurteilung der Glaubwürdigkeit. Wenn ein/-e Meinungsführer/-in also eine bestimmte Einstellung, Verhaltensweise oder ein Produkt empfiehlt, hat dies in ihrem sozialen Umfeld eine hohe Wirkung.

In sozialen Netzwerken erreichen Influencer/-innen als digitale Meinungsführer:innen heutzutage ein viel größeres Publikum – über ihr direktes soziales Umfeld hinaus – und ihre Posts entfalten eine hohe Dynamik. In einem wechselseitigen, sich gegenseitig bestätigenden Prozess können Follower die Posts unmittelbar kommentieren und Feedback geben. Dadurch verschwimmen die Grenzen zwischen privater Kommunikation, Meinungsäußerung, Werbung und unabhängiger Berichterstattung.

Dies ist umso gravierender, als dass es sich bei vielen Followern um Jugendliche handelt. Sie befinden sich noch in der Orientierungsphase und sind daher besonders beeinflussbar. Noch komplexer wird die Situation dadurch, dass wenige große internationale Plattformen mittels ihrer Algorithmen darüber entscheiden, welche Informationen Usern angezeigt werden und welche nicht.

Handykamera mit Stativ filmt eine Frau bei der Vorstellung von Kosmetik

Getty/Urbazon

Negative Emotionen als „Aufmerksamkeitsmagnet“

Fake News werden vor allem dann in sozialen Netzwerken und Messengerdiensten beachtet und geteilt, wenn sie starke Emotionen hervorrufen. Negativen Emotionen kommt dabei deutlich mehr Aufmerksamkeit zu als positiven.

Evolutionär gesehen ist es für Menschen sinnvoll, Gefahren mehr Beachtung zu schenken als „harmlosen“ Ereignissen. Im Gehirn wird gefährlichen und schlimmen Nachrichten viel Speicherplatz eingeräumt. Sie werden stärker erinnert als gute Ereignisse und Handlungen, da sie für das Überleben in freier Wildbahn wertvoll sein können. Dieses Phänomen machen sich Populisten zunutze: Falschmeldungen werden in reißerischer Aufmachung dargeboten und enthalten vereinfachte, starke Botschaften.

Laptop-Bildschirm mit wütendem Emoji

Getty/Jaap Ariens

Vermeidung kognitiver Dissonanzen

Zum Erfolg von Fake News trägt ein weiterer psychologischer Aspekt bei: Der Mensch neigt dazu, kognitive Dissonanzen zu vermeiden. „Vor allem unsere soziale Identität lässt uns Dinge glauben oder an ihnen zweifeln“, erklärt Jay van Bavel, Professor für Sozialpsychologie an der New York University. Wir bevorzugen Informationen, die in unser persönliches Weltbild und zu unserer sozialen Identität gut passen. Dies gilt sowohl für Falschmeldungen als auch für wahre Nachrichten.

Stammen diese Nachrichten auch noch aus dem persönlichen Netzwerk – von Freundinnen und Freunden, Familienangehörigen oder einer prominenten Persönlichkeit –, wollen wir diesen besonders viel Glauben schenken. Befindet man sich hingegen außerhalb der eigenen sozialen Gruppe, führt dies dazu, dass wir Argumente genauer betrachten. Es kann also für die Beurteilung von Informationen sehr hilfreich sein, Quellen zu nutzen, die sich nicht in der persönlichen Komfortzone befinden.

Jay van Bavel hat eine Methode entwickelt, wie man Menschen dazu bringen kann, die Glaubwürdigkeit von Meldungen zu reflektieren. Erzählt einem ein Freund von einer angeblichen Nachricht, hilft es, diese Person zu fragen: „Würdest du darauf Geld wetten?“ Dadurch wird die angebliche Nachricht mit einem Preisschild versehen. Dies schafft eine kritische Distanz zur Quelle und zwingt dazu, die Wahrhaftigkeit der Nachricht bewusst zu hinterfragen.

Mädchen flüstern einenander etwas ins Ohr

Getty/PeopleImages

Quellen

[1] Christian Schmidt (2019):

"Wissensblase Internet – Falsche Informationen (Fake News), Filterblasen und wie wir diese identifizieren", SocialMOOC über Fake News für das ZSL Bad Wildbad zurück nach oben

Anja Franz

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