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Mit SESAM-Medien unterrichten

Lesen Sie den Werkstattbericht über ein kleines Projekt rund um die Ballade „Der Knabe im Moor“ von Annette von Droste-Hülshoff in Klasse 8!

Die Ballade – eine Textsorte, die in der Sekundarstufe I zum Standard gehört – egal, in welcher Schulart! Nikola von Mikusch, pädagogische Referentin am LMZ, hat eine Unterrichtseinheit am Gymnasium in Klasse 8 unterrichtet, in der SESAM-Medien und iPads zum Einsatz gekommen sind.

„An unserem Gymnasium werden in Klasse 8 die Schülerinnen und Schüler neu zusammengesetzt, nachdem sie sich für ein bestimmtes Profilfach entschieden haben. Mir war es wichtig, dass sich alle schnell kennen lernen, dass aber auch ich rasch einen ersten Einblick über den Lernstand und das Sozialverhalten der Schülerinnen und Schüler erhalte. Deswegen wollte ich verschiedene Lernzugänge, Arbeitsformen und Methoden mit der neuen Lerngruppe durchspielen – und natürlich gleichzeitig die im Bildungsplan und im Schulcurriculum festgelegten Inhalte vermitteln.

Im Mittelpunkt der Einheit stand zunächst die Ballade „Der Knabe im Moor“ von Annette von Droste-Hülshoff. Diese Ballade ist im Vergleich zu anderen Balladen nicht gerade leicht verständlich und eher handlungsarm; ich war also gespannt, wie die Klasse damit zurechtkommen würde. Als wiederholende Vertiefung wollte ich anschließend die Merkmale der Textsorte Ballade behandeln und die Schülerinnen und Schüler, ausgehend von einer audiovisuellen Interpretation der Ballade „Der Knabe im Moor“, verschiedene Balladen in Gruppenarbeit audiovisuell interpretieren lassen.

Bäume im Nebel

Pixabay.com/cocoparisienne

Vorarbeit:

Da wir an der Schule noch keine iPads haben, bestellte ich bei dem für mich zuständigen Medienzentrum einen Satz iPads mit Kopfhörern. Ich persönlich nutze den Verleih-Service des Medienzentrenverbundes sehr gerne, zumal ich es sehr praktisch finde, die iPads schon mit den gewünschten Apps bestückt zur Verfügung gestellt zu bekommen. Nach der Unterrichtseinheit werden alle Daten auf den iPads vom Medienzentrum wieder automatisch gelöscht. Da die iPads nach jeder Doppelstunde in einem Fach abgeschlossen werden, sind sie so auch sicher vor den Händen anderer.

Die Schülerinnen und Schüler sollten mit iPads und mit verschiedenen Apps arbeiten, zum Beispiel mit Stop Motion Studio, iMovie, GarageBand und Explain Everything.

Hier ein Link zu den Erklärvideos des SMZ Karlsruhe. Diesen Link gebe ich gerne auch an Schülerinnen und Schüler weiter, damit diese sich schon mal zuhause mit wichtigen Grundlagen vertraut machen können.

Hier finden sich Tipps zum Einsatz von Tablets – die helfen eher mir.

 

Grundlage der Einheit rund um die Ballade „Der Knabe im Moor“ war die gleichnamige Mediensammlung aus der SESAM-Mediathek, die neben einem Animationsfilm und einer Audiofassung der Ballade auch eine anregende Unterrichtseinheit mit umfangreichen Materialien enthält.

Zunächst lud ich die gesamte Mediensammlung als Zip-Paket auf mein persönliches iPad herunter und legte es in „Documents“, einer Datei-Manager-App, ab. So habe ich dann nämlich alle einzelnen Medien parat und kann sie einzeln an die ausgeliehenen iPads über die Funktion AirDrop übertragen. Da wir an der Schule noch kein WLAN in den Klassenräumen haben, ist das für mich eine sehr praktische und zeitsparende Lösung.

1. Doppelstunde: Der Inhalt der Ballade

In der ersten Doppelstunde wollte ich sehen, wie gut sich die Klasse selbstständig den Balladentext erschließen kann. Mithilfe der Hörfassung der Ballade, die ich via AirDrop auf die iPads übertrug, sollte sich die eine Hälfte den Inhalt erschließen, die andere sollte sich ausschließlich lesend dem Inhalt der Ballade nähern. Nach dem Besprechen der Ergebnisse wollte ich über Vor- und Nachteile von Hörfassung im Vergleich zu reinem Leseverständnis sprechen.

 

Unterricht

Eingestiegen bin ich mit den zwei Schlüsselbegriffen des Titels „Knabe“ und „Moor“, zu denen die Klasse Assoziationen sammelte. Anschließend beschäftigten sich die Gruppe „Hörverstehen“ und die Gruppe „Leseverständnis“ mit verschiedenen Aufgaben zum Text bzw. zur Hörfassung. Die Hälfte der Klasse, die die Hörfassung bekommen sollte, holte sich dafür bei mir die iPads mit Kopfhörern. Es zeigte sich schnell, dass die Schülerinnen und Schüler, die sich dem Gedicht mithilfe der Hörfassung genähert hatten, schneller den Inhalt im Groben erfasst hatten. Genauer gearbeitet hatten die anderen. Im Unterrichtsgespräch wurde zudem deutlich, dass einige Schülerinnen und Schüler sich durch die Hörfassung sogar zu sehr in ihrer Vorstellung beeinträchtigt fühlten. Andere wiederum hatten so viel schneller Zugang zum Inhalt und zur Sprache des Textes gefunden.

 

Wichtig war mir in dieser Doppelstunde, auch im Hinblick auf die weitere Einheit und die geplanten Eigenproduktionen, die Untersuchung der verschiedenen Audiospuren sowie das Besprechen der selbst gestalteten Titel.

Zur Vertiefung sollten die Schülerinnen und Schüler einen inneren Monolog des Knaben als Hausaufgabe verfassen.

 

2. Doppelstunde: Spannungsbogen und Merkmale einer Ballade

Diese Stunde sollte als Übergangsstunde von der Einzeluntersuchung von Droste-Hülshoffs Ballade zu anderen Balladen fungieren. In diesem Zusammenhang wollte ich mit einem Erklärfilm, der auch in der Mediensammlung „Der Knabe im Moor“ enthalten ist, die Merkmale der Textsorte wiederholen. Auch diesen Erklärfilm übertrug ich per AirDrop auf die einzelnen Geräte. Dieses Mal erledigte ich das zusammen mit den Schülerinnen und Schülern im Unterricht. Dauer: unter zwei Minuten!

Ausgehend von den Hausaufgaben einzelner Schüler/-innen, den inneren Monologen, beschäftigte sich die Klasse mit dem Aufbau der Ballade „Der Knabe im Moor“: In Partnerarbeit zeichneten sie eine Spannungskurve und ergänzten an passender Stelle die in der ersten Doppelstunde gefundenen Überschriften für die einzelnen Strophen des Gedichts.
Ich lasse Schülerinnen und Schüler solche Ergebnisse übrigens gerne über Visualizer und Beamer präsentieren. So kann ich gut die Ergebnisse miteinander vergleichen, Änderungen vornehmen, etc. Alternativ wäre natürlich auch eine digitale Bearbeitung und Präsentation der Aufgabe möglich gewesen. In einem anschließenden Unterrichtsgespräch wurden Bezüge zur altbekannten Erzählmaus gezogen – da war dann der Schritt zu epischen und dramatischen Elementen der Textsorte Ballade nicht mehr weit.

Anschließend sollten die Schülerinnen und Schüler weitere Merkmale der Textsorte mithilfe des Erklärfilmes „Die Simpleshow erklärt die Ballade“ wiederholen. Dazu bekamen die einzelnen Gruppen die iPads ausgeteilt und den Erklärfilm via AirDrop geschickt. Einem Schüler, der in dieser Stunde krank war, gab ich in der darauffolgenden Stunde einen QR –Code zu einer Merkliste in der SESAM-Mediathek, die den Erklärfilm enthält. Über diesen konnte er sich den Film nachträglich auf seinem Smartphone ansehen.
Auf Basis des Erklärfilmes wurden anschließend Plakate erstellt. Da die Textsorte Ballade bei uns an der Schule bereits in Klasse 7 ausführlich behandelt wird, verlief das anschließende Gespräch im Plenum lebhaft, und auch einige weitere Balladen wurden vergleichend herangezogen.

Am Ende der Stunde erklärte ich, dass im weiteren Verlauf der Unterrichtseinheit einzelne Balladen in kurzen Filmen audiovisuell umgesetzt werden sollen. Eine Liste von möglichen Balladen wurde im Klassenraum ausgelegt. Bis zur nächsten Deutschstunde sollten sich die Schülerinnen und Schüler zu Gruppen zusammenfinden, eine Ballade auswählen bzw. in der Liste ergänzen und sich in die Liste eintragen.

 

3. – 5. Doppelstunde: Audiovisuelle Balladeninterpretationen in Gruppenarbeit

„Film ab!“ – Diesen Auftrag hätte meine Klasse liebend gerne sofort bekommen. Doch ganz so schnell wollte ich die Schülerinnen und Schüler – zum Entsetzen aller – nicht auf die Aufgabe loslassen, eine eigene audiovisuelle Balladeninterpretation zu erstellen. Denn ich habe die Erfahrung gemacht, dass Schüler/-innen, die wenig mit Tablets im Unterricht arbeiten, oft so fasziniert von den vielen Möglichkeiten dieses Gerätes sind, dass der Inhalt einer Aufgabenstellung gerne zu kurz kommt. Um das zu verhindern, forderte ich noch drei Vorarbeiten ein, bevor der eigentliche „Dreh“ überhaupt stattfinden konnte.

Die erste Vorarbeit bestand in der Analyse gestalterischer Mittel bei dem Animationsfilm zu „Der Knabe im Moor“. Dieser von Studenten des Studiengangs „Audiovisuelle Medien“ an der Hochschule der Medien Stuttgart entstandene Film eignet sich meiner Meinung nach hervorragend für eine umfassende Filmanalyse – und es fiel mir beinahe schwer, nicht allzu sehr ins Detail abzuschweifen und die Klasse zielorientiert ausschließlich für die gestalterischen Mittel zu sensibilisieren, die für die spätere Eigenproduktion auch relevant sein würden. Denn in so kurzer Zeit ist eine perfekt filmische Umsetzung natürlich nicht möglich. Ich zeigte dazu den Animationsfilm zuerst ohne Ton, damit sich die Schülerinnen und Schüler nur auf die Gestaltung konzentrieren konnten. Erst dann sahen wir alle den Animationsfilm mit Ton.

Danach gingen die einzelnen Gruppen zusammen und erstellten ein Storyboard zu ihrer geplanten Balladenverfilmung. In diesem musste auch der Inhalt der einzelnen Strophen kurz zusammengefasst werden. Durch Stichproben stellte ich sicher, dass der Inhalt der jeweils bearbeiteten Ballade auch wirklich verstanden worden war. Für mich war interessant, wie unterschiedlich die Bearbeitungsgeschwindigkeit der einzelnen Gruppen war. Auch im weiteren Verlauf benötigten manche Gruppen gerade in Bezug auf das Zeitmanagement immer wieder Hilfestellung.

Da gerade das Erstellen einer Audioaufnahme ohne Mikrofone aufgrund der Hintergrundgeräusche manchmal schwierig im Klassenraum umzusetzen ist, war ich sehr froh darüber, auch in den Klassenraum nebenan und in den Flur ausweichen zu können.

In einem Evaluationsbogen hielten die einzelnen Gruppen ihr Arbeiten fest, kommentierten das Ergebnis, den Verlauf, die Arbeitsverteilung innerhalb der Gruppe. Einige Schülerinnen und Schüler nutzten die bereits erwähnten Tutorials des Stadtmedienzentrums Karlsruhe, um sich zuhause in die Apps einzuarbeiten.

 

Die Präsentation der Filme war dann ein großer Spaß – und nachdem geklärt worden war, dass im anschließenden Kolloquium niemandem damit geholfen ist, wenn alle immer alles toll finden, kam es auch teilweise zu erstaunlich differenzierten Feedback-Gesprächen.

Insgesamt war einzelnen Schülerinnen und Schülern der Zeitrahmen für das Filmprojekt zu eng – sie hätten gerne mehr Zeit in dieses Projekt investiert. Gerade die ambitionierteren Gruppen waren somit teilweise nicht so ganz mit ihrem Endergebnis zufrieden, sind sie doch in ihrem täglichen Alltag meist von perfekt durchkomponierten und technisch aufwändigeren Videos umgeben.

Ich persönlich fand die meisten Eigenproduktionen gut gelungen. Die Schülerinnen und Schüler hatten mit ganz unterschiedlichen Apps gearbeitet und viel ausprobiert. Zwei Gruppen hatten sogar eigene Musik über die App GarageBand komponiert, um die Stimmung ihrer Ballade zu vermitteln! Teilweise war mir der Bezug zwischen dem Inhalt der Ballade und der formalen Umsetzung aber zu wenig berücksichtigt worden. Das lag mit Sicherheit auch daran, dass einzelne Gruppen eher der Faszination der Technik gefolgt waren als der Aufgabenstellung. Ich würde deshalb beim nächsten Mal bei den audiovisuellen Eigenproduktionen die Grenzen enger stecken, indem ich zum Beispiel nur das Arbeiten mit einer bestimmten App in den Fokus rücke. Gerade das App-Smashing, das Zusammenführen digitaler Inhalte aus verschiedenen Apps, war ein großer Zeitfresser.

Im Großen und Ganzen war ich trotzdem zufrieden mit der Einheit. Gerade die beiden ersten Doppelstunden, in denen mit Materialien aus der Mediensammlung „Der Knabe im Moor“ gearbeitet wurde, haben wirklich gut geklappt. Und nicht nur ich habe die Klasse aufgrund der unterschiedlichen Anforderungen und Arbeitssituationen recht schnell kennen gelernt, sondern auch die Klasse sich selbst.“

 

Zur Unterrichtsidee „Balladenprojekt – Der Knabe im Moor“

Zur Mediensammlung „Der Knabe im Moor“

Zu den Online-Workshops des Stadtmedienzentrums Karlsruhe

Technik-Tipps für iPads

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