TiKTok-Challenges im Unterricht thematisieren
TikTok-Challenges: Wie können Schulen mit riskanten Internet-Trends umgehen?
Jüngst führten TikTok-Challenges zu Sachbeschädigung und Amok-Androhungen an deutschen Schulen. Doch was fasziniert Heranwachsende an TikTok-Challenges und wie können Schulen darauf reagieren?
Was ist TikTok?
Selbst ein Star sein, im Mittelpunkt stehen, Bewunderung erlangen oder Selbstwirksamkeit erleben: All das Erleben Jugendliche mit TikTok per Knopfdruck. Mit TikTok erstellen Heranwachsende nicht nur ihre Tanzvideos wie bei der Vorgänger-App „Musical.ly“. Mit Sketchen, Pranks (Videos, in denen jemand veräppelt wird), LipSyncs (bei denen zu Songtexten oder Tonspuren von Filmen die Lippen bewegt werden), Tutorials und auch Challenges erreichen bekanntere „TikToker“ ein Millionen-Publikum. Die Clips auf TikTok dürfen maximal 60 Sekunden lang sein und muten für Erwachsene ein wenig an wie „YouTube im Hochgeschwindigkeits-Modus“.
Das Internet-ABC schreibt: „TikTok ist kein Programm für Kinder und sollte unter 12 Jahren nicht genutzt werden. Erlaubt ist die Anwendung laut den AGB ab 13 Jahren, sofern die Eltern einverstanden sind.“ Leider sind aber auch schon die Jüngeren bei TikTok angekommen: Bereits 2020 waren 30 Prozent aller 6- bis 13-Jährigen mindestens einmal die Woche auf TikTok. In dieser Altersklasse ist TikTok hinter YouTube und WhatsApp die drittwichtigste App.
Was sind die Risiken?
Neben sämtlichen Chancen, welche soziale Netzwerke für Heranwachsende bieten (Teilhabe, Selbstwirksamkeit, Kreativität, soziales Lernen) birgt die Nutzung von TikTok eine ganze Reihe an Risiken, weshalb dessen Anbieter bemüht scheint, es sicherer zu machen. Zu den Risiken zählen:
- Gefährliche Trends
- Cybergrooming
- Unangemessene Werbung
- Problematische Inhalte (Gewalt, pornografisch anmutende Darstellungen)
- Aufrufe zu Gewalt, Massenschlägereien
Darüber hinaus kann die Nutzung sozialer Netzwerke wie Instagram – aber auch TikTok – zu Depressionen, Schlafproblemen oder Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper führen.
Challenges und wie Eltern und Lehrkräfte damit umgehen können
Was sind Challenges?
Seit der Icebucket-Challenge kennen sogar Erwachsene, welche selten auf sozialen Netzwerken tätig sind, den Sinn und Zweck von Challenges: Jemand macht etwas Aufsehenerregendes vor und fordert die eigenen Followerinnen und Follower dazu auf, es nachzumachen oder zu übertreffen. Challenges können durch diese Art der Verbreitung Viralität erlangen und können sich in sozialen Netzwerken weltweit verbreiten. Neben TikTok finden Challenges auch in den Kurzclip-Formaten Reel von Instagram oder Shorts von YouTube statt.
Das Phänomen der viralen Challenges kann zunächst neutral betrachtet werden, da der Aufruf zur Teilnahme an einer Herausforderung bzw. einem Wettbewerb noch kein direktes Problem darstellt. Neben Geschicklichkeitstests wie zum Beispiel dem #bottleflip gibt es positive Challenge Beispiele: Bei der #fillthebottle-Challenge wurden die Teilnehmenden beispielsweise dazu aufgerufen ihre Umwelt aufzuräumen. Allerdings existieren reichlich negative Beispiele. Einige Challenges schießen vor allem unter Heranwachenden über das Ziel eines freundschaftlichen Wettbewerbs hinaus und führen zu Sachbeschädigung, Körperverletzung bis hin zum Tod.
Was ist der Reiz an Challenges in sozialen Netzwerken / Tik Tok?
Soziale Anerkennung und das Beeindrucken anderer scheinen für Jugendliche zentrale Motivationsfaktoren zu sein, an Challenges teilzunehmen. Das lässt zumindest eine von TikTok in Auftrag gegebenen Studie vermuten, in der die Hälfte der befragten Jugendlichen angaben, dass einer der wichtigsten Gründe zur Teilnahme im Generieren von Ansichten, Kommentaren und Likes liegt. Ebenfalls fast die Hälfte der Befragten gab an, dass der Wunsch andere zu beeindrucken ein wichtiger Grund zur Teilnahme sei.
Anregungen für Eltern und Lehrkräfte
Für den Umgang mit Challenges im Unterricht hat das Landesmedienzentrum Baden-Württemberg zwei Handreichungen erstellt. Diese fassen zentrale Informationen zu (TikTok) Challenges zusammen und geben Tipps für Eltern und Lehrkräfte.
Download: Handout TikTok Challenges - Informationen und Tipps zum Umgang (PDF)
Download: Handout TikTok im Klassengespräch (PDF)
Spotlight und Informationsveranstaltung zu TikTok Challenges
Welche weiteren Maßnahmen bietet das Landesmedienzentrum an?
- Interessierte Schulen können über das Programm „101 Schulen“ Workshops zum Thema „Soziale Netzwerke“ organisieren.
- Für nachhaltige Arbeit mit den Schülerinnen und Schülern bieten das Landesmedienzentrum Baden-Württemberg das Programm „SMEP Jugendmedienschutz“ an. In 20 Stunden werden Jugendliche zwischen 13 und 16 Jahren zu Schüler-Medienmentoren („Smeppern") ausgebildet. Hierbei werden sie ausführlich zum Thema „Soziale Netzwerke“ geschult. Danach sind sie in der Lage, ihr Wissen an Jüngere weiterzugeben.
- Beim Eltern-Medienmentoren-Programm werden Eltern zu Medienmentoren ausgebildet und in Eltern-Kind-Workshops über aktuelle Themen wie TikTok aufgeklärt.
- Wer das Thema „Soziale Netzwerke“ oder „TikTok-Challenges“ im Unterricht oder Elternabenden thematisieren möchte, erhält auch bei der medienpädagogischen Beratungsstelle des Landesmedienzentrums Baden-Württemberg tatkräftige Unterstützung: Tel: 0711 490 963 – 21, E-Mail: beratungsstelle@lmz-bw.de