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Sag’s mit einem Video – Wie erstelle ich einen Screencast? (Teil 2)

Madeleine Hankele-Gauß
Frau am Laptop mit Standmikrofon und Ohrhörern

Eine Frau mit Ohrhörern tippt an einem Laptop. Auf ihrem Schreibtisch sind ein Mikrofon und Kameraobjektive zu sehen. | Anchiy/E+/Getty Images

Auf den Spuren von YouTube: Screencasts für den Unterricht

Das beliebteste mediale Lernangebot im Fernunterricht ist mit großem Abstand YouTube. Mehr als vier von fünf 12- bis 19-Jährigen nutzen YouTube-Videos als Hilfestellung beim Lernen von zu Hause aus, wie die Studie JIMplus 2020 belegt. Möchten Sie im digitalen Fernunterricht an die visuellen Lerngewohnheiten Ihrer Schüler/-innen anknüpfen, heißt es also: Kamera ab! Doch mit welchen technischen Mitteln gelingt die Aufnahme eines Screencasts einfach, schnell und kostenlos?

Xbox Game Bar: Einfache Screencasts in Windows 10

Ohne Umwege loslegen können Sie an Ihrem Windows-PC mit Betriebssystem Windows 10, in dem das Programm „Xbox Game Bar“ standardmäßig vorinstalliert ist. Nach dem Öffnen des Programms verdunkelt sich der Bildschirm und im Vordergrund erscheinen zwei Fenster. Klicken Sie im oberen Fenster auf das Bildschirm-Symbol, öffnet sich ein Aufnahme-Fenster. Um eine Tonspur aufnehmen zu können, müssen Sie zunächst über das Mikrofon-Symbol den Ton aktivieren.

Ein Klick auf den weißen Knopf startet die Aufnahme des aktuell geöffneten Anwendungsfensters oder Browserinhalts und öffnet ein weiteres kleines Fenster mit Steuerungselementen. Wechseln Sie für Ihre Erläuterungen nun in eine geöffnete Präsentationsfolie, eine Grafik oder ein Textdokument, bleibt diese Steuerung weiterhin sichtbar. Sie ermöglicht es, das Mikrofon während der laufenden Aufnahme stumm zu schalten sowie die Aufnahme zu beenden – eine Stopptaste gibt es nicht. Nach Aufnahmeende wird der so erstellte Screencast automatisch als MP4-Datei im Ordner „Videos“ auf dem Laufwerk „Dieser PC“ gespeichert.

Die Xbox Game Bar eignet sich für einfache Screencasts, bei denen lediglich die Inhalte eines Textdokuments, einer Präsentation oder einer Website erläutert werden sollen. Verschiedene Bildschirminhalte, der Desktop oder geöffnete Ordnerstrukturen lassen sich damit nicht aufzeichnen.

QuickTime Player: Video- und Bildschirmaufnahmen auf Apple-Geräten

Falls Sie mit einem Gerät von Apple arbeiten, ist der QuickTime Player das Mittel Ihrer Wahl. Die vorinstallierte Software bietet dabei mehr Funktionen als die Xbox Game Bar. Nach dem Öffnen des Programms klicken Sie in der Menüleiste auf den Menüpunkt „Ablage“ und können nun zwischen einer Audio-, Video- oder Bildschirmaufnahme wählen. Um einen Screencast mit integriertem Video zu erstellen, muss zuerst die Option „neue Videoaufnahme“ ausgewählt werden.

Es öffnet sich ein Aufnahmefenster, in dem Sie selbst zu sehen sind – aufgenommen mit der integrierten Laptopkamera oder der angeschlossenen Webcam. Ziehen Sie das Aufnahmefenster klein und platzieren Sie es in einer Ecke des Bildschirms. Im Anschluss klicken Sie in der Menüleiste auf „Darstellung“ und wählen „oben schweben“ aus. Das Aufnahmefenster bleibt so stets oberhalb der von Ihnen geöffneten Anwendungen sichtbar.

Im nächsten Schritt wird wiederum im Menüpunkt „Ablage“ eine „neue Bildschirmaufnahme“ gestartet. Um bei einer Bildschirmaufnahme das Mikrofon zu aktivieren, können Sie mit einem Rechtsklick auf den kleinen Pfeil rechts neben dem roten Knopf das gewünschte Mikrofon auswählen. Mit einem Klick auf den roten Knopf lässt sich die Aufnahme starten. Ein Linksklick in den Bildschirm aktiviert im Anschluss die Aufnahme des gesamten Bildschirms. Möchten Sie nur einen Teilbereich Ihres Screens aufzeichnen, markieren Sie den anvisierten Bildschirmbereich mit der linken Maustaste.

Der Screencast lässt sich mithilfe des Stop-Buttons in der Menüleiste beenden. Unmittelbar im QuickTime Player können Sie das so erstellte Video zudem am Anfang und Ende kürzen, indem Sie im Menüpunkt „Bearbeiten“ die Option „Trimmen“ verwenden. Als MOV-Datei abspeichern lässt sich der fertige Screencast im Menüpunkt „Ablage“ mithilfe der Option „Exportieren“.

Opencast Studio: Das intuitive Aufnahmestudio für den Browser

Unabhängig von Ihrem Betriebssystem können Sie mit dem webbasierten Aufnahmestudio Opencast Studio Ihre Bildschirmansicht, Ihr Kamerabild oder beides in Kombination aufzeichnen. Hierzu öffnen Sie in Ihrem Browser zunächst die Website https://studio.opencast.org/. Für eine optimale Funktionsweise nutzen Sie den Browser Mozilla Firefox oder Google Chrome. Auf der Website erscheinen drei große Kacheln, mit denen entweder die Aufnahme des „Bildschirms“, der „Kamera“ oder von „Bildschirm & Kamera“ gestartet werden kann.

Klicken Sie beispielsweise auf die Kachel „Bildschirm & Kamera“, müssen Sie zunächst den Zugriff auf eine Webcam, Ihren Bildschirm und ein Mikrofon erlauben. Dabei können Sie auswählen, welche Kamera, welche Bildschirminhalte und welches Mikrofon verwendet werden sollen. Sie können entweder den vollständigen Bildschirm oder ein einzelnes geöffnetes Fenster freigeben.

Ein Klick auf den roten Knopf startet und beendet den Screencast. Mithilfe des schwarzen Knopfs können Sie die Aufnahme zudem zwischendurch anhalten und wieder starten. Nach Beenden der Aufzeichnung können Sie die Videos ansehen, verwerfen oder als WebM-Datei herunterladen. Von Nachteil ist, dass die Bildschirmaufnahme und das Kamerabild nicht in einem Video integriert sind, sondern als zwei separate Videos ausgegeben werden.

OBS Studio: Eine Software für alle

Die Open-Source-Software OBS Studio ist nicht nur kostenlos, sondern lässt sich gleichermaßen in den Betriebssystemen Windows, macOS und Linux verwenden. Dafür müssen Sie zunächst die für Ihr Betriebssystem passende Software von der Website https://obsproject.com herunterladen und installieren. Öffnen Sie im Anschluss die Software und wählen die für Ihren Screencast benötigten Quellen aus. Mit einem Klick auf das Plus-Symbol in der Kachel „Quellen“ unten links öffnet sich ein Fenster, in dem Sie „Bildschirmaufnahme“ auswählen. Es öffnet sich ein Bildrahmen, in dem der aktuelle Bildschirminhalt gezeigt wird. Über die Option „Fensteraufnahme“ kann alternativ gezielt ein einzelnes Anwendungsfenster für die Aufzeichnung ausgewählt werden.

Möchten Sie zusätzlich ein Kamerabild in den Screencast integrieren, können Sie im Bereich „Quellen“ über das Plus-Symbol ein „Videoaufnahmegerät“ hinzufügen und die gewünschte Kamera auswählen. Das nun erscheinende Kamerabild kann beliebig skaliert und verschoben werden. Um eine Tonspur hinzuzufügen, klicken Sie erneut auf das Plus-Symbol und wählen Sie „Audioeingabeaufnahme“ sowie das gewünschte Mikrofon aus.

Gehen Sie vor Aufnahmestart über die Kachel „Steuerung“ rechts unten in die „Einstellungen“. Im Reiter „Ausgabe“ lassen sich der Pfad für das Speichern des Videos auf Ihrem Rechner sowie das gewünschte Videoformat festlegen. Um Speicherplatz zu sparen, sollte die Option „hohe Qualität, mittelgroße Dateien“ als Aufnahmequalität ausgewählt werden. Zum Starten des Screencasts klicken Sie nun ebenfalls in der Kachel „Steuerung“ „Aufnahme starten“ an. Hier können Sie die Aufzeichnung auch jederzeit anhalten oder beenden.

Fazit

Möchten Sie schnell und intuitiv einen Screencast für den Unterricht erstellen, ohne auf technische Voraussetzungen achten zu müssen, ist das webbasierte Aufnahmestudio Opencast Studio das richtige Tool für Sie. Ein einfacher Screencast mit nur einem Bildschirminhalt lässt sich auch mit dem Tool Xbox Game Bar für Windows 10 erstellen. Wer nach mehr Funktionalitäten und Einstellungsmöglichkeiten sucht, ist sowohl mit dem QuickTime Player für Apple-Geräte, als auch mit der Open-Source-Software OBS Studio für alle gängigen Betriebssysteme gut bedient und kann damit einen optimalen Screencast produzieren.
 

Sag’s mit einem Video – Wie erstelle ich einen Screencast? (Teil 1)

Video-Tutorial zum QuickTime Player

Video-Tutorials und Textanleitungen zu OBS Studio

Madeleine Hankele-Gauß

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