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Kreative Notizen – Sketchnotes im Unterricht

Madeleine Hankele-Gauß

Aus Kritzeleien werden bebilderte Notizen

Wer kennt das nicht? Beim Lauschen eines längeren Vortrags oder während eines ausgiebigen Telefonats fängt man bisweilen unwillkürlich an, auf einen Block oder in ein Notizbuch zu kritzeln. Genau diese Aktivität wird beim Erstellen einer Sketchnote in neue Bahnen gelenkt – in eine mit Bildern und Strukturen versehene Notiz. Stichworte und kurze Sätze werden mit skizzenhaften Zeichnungen, wie z.B. Symbolen, Pfeilen oder Sprechblasen, versehen. Im Fern- und Präsenzunterricht lassen sich Sketchnotes auf vielfältige Weise einsetzen.

Beispiel einer Sketchnote mit Ideen für die Sommerferien

Beispiel einer farbenfrohen Sketchnote | Wibke Tiedemann & Stefanie Maurer | CC-BY-SA 4.0

Wie entsteht eine Sketchnote? – Die Zutaten

Damit aus einer einfachen Notiz eine kreative Sketchnote wird, benötigt man folgende Zutaten:

  • Typografie: Überschriften und wichtige Begriffe können durch Block-, Comic- oder Schreibschrift, Serifen, Schattierungen oder mehrfaches Linieren hervorgehoben werden. Auch mit der Schriftgröße kann gespielt werden und Wichtiges größer, Unwichtiges kleiner dargestellt werden.
  • Symbole, Icons und Figuren: Für einen skizzenhaften Charakter werden Symbole, Icons und Figuren auf der Basis von Grundformen gezeichnet. Das sogenannte visuelle Alphabet enthält zwölf wesentliche Grundformen – vom Punkt über das Dreieck bis zur Wolke –, aus denen sich alle möglichen Symbole zusammensetzen lassen. Figuren werden zum Beispiel als Strich-, Stern- oder Kullermännchen dargestellt.
  • Boxen: Textblöcke, wichtige Begriffe oder Überschriften können durch Kästen, Rahmen, Banner, Flaggen oder Sprechblasen vom restlichen Text abgegrenzt werden.
  • Verbindungs- und Trennlinien: Um Beziehungen und Zusammenhänge zwischen verschiedenen Elementen der Sketchnote zu verdeutlichen, können Linien und Pfeile zum Einsatz kommen: ob durchgezogen, gepunktet, gestrichelt, gerade oder schlangenlinienförmig. Als Trennlinien können sie auch zur Abgrenzung von Textblöcken dienen.
  • Aufzählungszeichen: Typische strukturierende Elemente von Sketchnotes sind Aufzählungszeichen, die in Form von Kästchen, Kreisen, Sternchen, Pfeilen oder Häkchen gezeichnet werden können.  
  • Farben: Um Überschriften, wichtige Begriffe und Symbole zu akzentuieren, können sie eingefärbt werden. Generell sollten Farben jedoch sparsam eingesetzt werden, damit die klare Struktur und der skizzenhafte Charakter einer Sketchnote nicht verloren gehen. Viele Sketchnotes beschränken sich auf Schwarz für Texte und Linien, Grau für Symbole sowie eine weitere Farbe für Hervorhebungen.

Damit die oben erwähnten Zutaten eine gute Sketchnote ergeben, müssen sie im richtigen Verhältnis miteinander vermengt werden. Das heißt, unterschiedliche Themenbereiche sollten optisch klar voneinander abgegrenzt werden. Durch Schriftgrößen, Farben und Umrahmungen sollte eine visuelle Hierarchie entstehen, die den Blick der Betrachter/-innen lenkt. Idealerweise ergibt sich daraus ein Pfad zum „Abgehen“ der Sketchnote: zum Beispiel von oben nach unten, von links nach rechts, Reihe für Reihe, Spalte für Spalte, spiralförmig, in Schlangenlinien, strahlenförmig oder kästchenweise.

Wofür den Pinsel schwingen? – Vorteile und Einsatzmöglichkeiten

Sketchnotes unterstützen das, was viele Kinder und Jugendliche – aber auch Erwachsene – in Zeiten der Digitalisierung zunehmend verlernen: aktives Zuhören über längere Zeiträume. Wer eigene Notizen bebildert, setzt sich außerdem aktiv mit neuem Wissen auseinander. Um Oberbegriffe finden und Zusammenhänge verdeutlichen zu können, muss das Gesagte zunächst verstanden, selektiert und bewertet werden. Nicht zuletzt rufen Bilder Emotionen hervor und verankern Informationen dadurch emotional. Die Visualisierung von Informationen als Text und Bild ermöglicht nicht nur einen schnellen Überblick über ein komplexes Thema, sondern erleichtert auch das Erinnern.

Im Schulunterricht können Sketchnotes bei der anschaulichen Präsentation von Lernstoff unterstützen und Tafelbilder, Lernplakate oder Handouts ersetzen. Anstatt den Inhalt einer Unterrichtsstunde, eines Textes oder Buchs als klassisches Protokoll oder herkömmliche Zusammenfassung wiederzugeben, können Schüler/-innen mit einer Sketchnote eine kreative Form der Mitschrift anfertigen. Beim kollaborativen Arbeiten an Sketchnotes können Schüler/-innen mit ihrer Hilfe zudem Konzepte entwickeln, sich über ein Thema austauschen oder ihr Wissen vernetzen.

Für den Fernunterricht: Digitale Sketchnotes

Zum Zeichnen einer Sketchnote im Fernunterricht lassen sich Filzstift, Textmarker und Papier durch ein virtuelles Whiteboard ersetzen. Wer mit Tablet und Stift arbeitet, kann Sketchnotes z.B. freihändig auf dem Whiteboard der kostenlosen Open-Source-Software CryptPad zeichnen. Für alle, die mit PC und Maus arbeiten, empfiehlt sich hingegen die kostenlose Open-Source-Software draw.io. Diese stellt unzählige Symbole, Formen, Pfeile, Linien und Kästen zur Verfügung, die gemeinsam mit Textfeldern frei auf einem virtuellen Blatt angeordnet werden können. Freihändiges Zeichnen mit der Maus ist dabei weder nötig noch möglich. Seinen Gedanken und Ideen kann man beim Sketchnoting jedoch digital genauso freien Lauf lassen wie analog.

Handreichung „Lehren und Lernen mit Sketchnotes“

Website mit umfangreichen Infos zu Sketchnotes

Madeleine Hankele-Gauß

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