Historisches Bild des Monats Februar
Überlinger Fastnacht. „Hänsele" gehört zu den ältesten Figuren im schwäbisch-alemannischen Raum. Fotoaufnahme von 1972. | LMZ/Hans Steinhorst
Das Bild des Monates Februar zeigt die lustigen, aber zugleich unheimlichen „Hänsele" der Hauptcharakter der Überlinger Fastnacht, 1972.
„Juhu!“ verkündet die ausgelassene Hänselegruppe den freudigen „Juchzger“ auf dem Überlinger Marktplatz. Der lustige, aber zugleich unheimliche „Hänsele“ ist der Hauptcharakter der Überlinger Fastnacht und gehört zu den ältesten Figuren im schwäbisch-alemannischen Raum. In der damaligen freien Reichstadt Überlingen wird die Fastnacht bereits seit 1430 nachweislich gefeiert. Dass die heutige Attraktion eng mit der bevorstehenden vierzigtägigen Osterfastenzeit zusammenhängt, wird aus einem Dokument der Stadt Überlingen von 1474 deutlich: Hier ist vor einer „Vasnacht Urtin (Gelage)“ die Rede, die am „Schmotziger Dunschtig“ („Fettiger Donnerstag“) anfing und bis Aschermittwoch dauerte. In dieser Zeit durfte ausgelassen gefeiert werden. Die Ursprünge des Hänsele gehen sicherlich auf diese Zeit zurück. Da „Hans“, „Hansel“ oder „Hänslin“ im spätmittelalterlichen Slang auch Teufel bedeutete, vereinigt die heutige Figur sicherlich Eigenschaften des Narren, des Gottlosen und des Teuflischen in sich.
Der Hänsele trägt eine Kappe mit Rotfuchsschwanz, sein Häs besteht aus weißem Leinen, auf das in Reihen, schwarze, gelbe, blaue, rote und grüne Filzplätzchen und Glocken aufgenäht sind. Wichtige Accessoires sind das „Fazenetle“, ein weißes Schnupftuch, das seine Ungehobeltheit symbolisiert und eine Karbatsche, die er meisterhaft, aber auch bedrohlich schwingt. Er liebt es aber, Brezele zu verteilen, die er auf seiner Karbatsche mit sich führt. Seine Larve ist aus Stoff gefertigt und bildet einen Tierkopf mit Rüssel, vielleicht ein weiterer Hinweis auf seine teuflische Herkunft.
Hans Steinhorst, der das Bild 1972 aufnahm, war angestellter Fotograf der Landesbildstelle Württemberg und ein guter Kenner der schwäbisch-alemannischer Fastnacht/Fasnet. Dieser bis heute lebendigen Tradition sind zahlreiche Aufnahmen von ihm und seinen Kolleginnen und Kollegen gewidmet.
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