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Selbstschutz und Hilfsangebote

Sparsame Veröffentlichung von privaten Informationen

Um akutes Cybermobbing einzudämmen und sich vor zukünftigen Übergriffen zu schützen, können Betroffene selbst aktiv werden. Indem sie genau reflektieren, welche Kommentare, Fotos oder Videos sie veröffentlichen, bieten sie potenziellen Bullys möglichst wenig Angriffsfläche. Besonders private Informationen wie Kontaktdaten, Passwörter, sensible persönliche Daten oder intime Fotos sollten gar nicht öffentlich verbreitet und möglichst sparsam an vertrauenswürdige Freunde weitergegeben werden (vgl. auch Sexting). Alles, was online nicht zu finden ist, können Täter/-innen nur schwer verbreiten.

Beweissicherung und Schadensbegrenzung

Online-Kommunikation, die verunsichert oder seltsam erscheint, sollte abgebrochen werden – vor allem, wenn das Gegenüber unbekannt ist. Falls es bereits zu wiederholten Belästigungen, Beschimpfungen oder anderen Formen des Cybermobbings gekommen ist, ist die bessere Strategie, nicht darauf zu reagieren. So kann man verhindern, dass die Situation eskaliert.

Sinnvoller ist es, Beweise zu sichern und die unerwünschten Inhalte sowie den Bully beim Anbieter zu melden. Eine weitere Kontaktaufnahme kann zum Beispiel durch die Änderung von Nicknames, E-Mail-Adressen und Telefonnummern sowie das Sperren der Täterin oder des Täters unterbunden werden. Als Betroffene/-r sollte man zudem regelmäßig die eigene Präsenz im Netz übeprüfen, zum Beispiel mithilfe von Suchmaschinen.

Unterstützung durch Außenstehende

Um langfristiges Cybermobbing zu beenden, benötigen Betroffene in der Regel auch die Hilfe und Unterstützung von Außenstehenden. Wenn Freunde, Eltern oder Lehrkräfte nicht unterstützen können, stehen zahleiche Hilfsangebote zur Verfügung:

  • Die „Nummer gegen Kummer“ bietet kostenlose und anonyme telefonische Hilfe unter 116 111.
  • Auf den Online-Portalen mobbing-schluss-damit.de oder juuuport.de können Betroffene umfangreiche Informationen und Tipps zum Thema finden, sich mit anderen austauschen oder sich im Chat von Experten beraten lassen.
Junge mit Smartphone macht Stopp-Zeichen

ThitareeSarmkasat via Getty Images

Prävention von Cybermobbing

Rollenspiele, Workshops und aktive Medienarbeit

Innerhalb der Familie oder im Schulumfeld gibt es zahlreiche Möglichkeiten, präventiv gegen Cybermobbing vorzugehen. Durch Rollenspiele, Projekte und aktive Medienarbeit können Kinder und Jugendliche für die Problematik sensibilisiert werden. Hier können Themen wie Datensicherheit und -sparsamkeit, eigene und fremde Urheber- und Persönlichkeitsrechte, Verhaltensregeln im Netz (Netiquette), Privatsphäre oder die gesundheitlichen, sozialen und rechtlichen Folgen von Cybermobbing angesprochen werden. Dabei soll einerseits Selbstvertrauen beim verantwortungsvollen und kompetenten Umgang mit Online-Medien geschaffen werden. Andererseits sollen klare Grenzen in der digitalen Kommunikation vermittelt werden.

Auf der Agenda von Präventionsprogrammen darf das Konfliktverhalten der Heranwachsenden nicht fehlen. Für die Entstehung von Cybermobbing ist es häufig entscheidend. Indem Kinder und Jugendliche die Perspektiven von Täterinnen und Tätern, Bystandern und Betroffenen einnehmen, wird ihre Empathiefähigkeit gestärkt. Sie entwickeln ein Verständnis für die Auslöser und Folgen verletzenden, aggressiven Handelns. Gleichzeitg lernen sie Strategien kennen, dieses Handeln zu vermeiden oder selbstbewusst dagegen vorzugehen.

SchülerworkshopsMit dem Projekt #RespektBW und der Informationskampagne „Bitte Was?! Kontern gegen Fake und Hass“ setzt die Landesregierung Baden-Württemberg ein klares Zeichen gegen Fake und Hass im Netz. Die Kampagne soll Kinder und Jugendliche aktivieren, sich respektvoll im Netz zu verhalten und auf diese Weise für ein gutes gesellschaftliches Miteinander einzutreten.

Schüler/-innen als Anti-Mobbing-Beauftragte

Das Ergebnis solcher Projekte kann zum Beispiel eine informative Wandzeitung für den Klassenraum, ein selbst gedrehter Film, ein Verhaltenskodex oder auch ein Theaterstück zum Thema Cybermobbing sein. In diesem Zusammenhang können auch „Experten“ wie Schüler-Medienmentoren, Streitschlichter/-innen und Anti-Mobbing-Beauftragte ausgebildet werden. Bei akuten Mobbingfällen können sie kompetent unterstützen. In Ergänzung dazu sollte auch das Lehrpersonal regelmäßige Weiterbildungen in den Bereichen Mediation und Konfliktmanagement wahrnehmen.

Das LMZ bietet Workshops, Informationsabende für Eltern sowie schulinterne Lehrerfortbildungen zum Thema Cybermobbing an. Wenn Sie Interesse haben, können Sie sich bei der Medienpädagogischen Beratungsstelle des LMZ melden: Tel. 0711 2850-777, beratungsstelle@lmz-bw.de. Auch die Informations- und Sensibilisierungskampagne „Bitte Was?! Kontern gegen Fake und Hass“ der Landesregierung Baden-Württemberg bietet kostenfreie Veranstaltungen für Schüler/-innen, Lehrkräfte und Eltern zur Prävention von Cybermobbing an. Für Lehrer/-innen steht außerdem ein kostenloses Unterrichtsmodul „Gemeinsam Allein – Cybermobbing im Film“ zur Verfügung, das in der SESAM-Mediathek heruntergeladen werden kann.

Zur Website der Kampagne „Bitte Was?! Kontern gegen Fake und Hass“

Intervention bei akutem Cybermobbing

Sofort reagieren ist das A und O

Liegt ein akuter Fall von Cybermobbing vor, ist es wichtig, sofort darauf zu reagieren. Betroffene finden nicht immer allein einen Weg aus dem Mobbing. Dabei sollten Vorfälle jeweils individuell bewertet werden. Die Wahrnehmung von Konflikten kann stark variieren, sodass manche/-r Schüler/-in auf Äußerungen sensibel reagiert, die andere als Spaß interpretieren. So einen Fall als Scherz abzutun wäre falsch. Vielmehr müssen Betroffene mit ihren Problemen prinzipiell ernst genommen werden: durch Zuhören, bestärkende Worte und die gemeinsamen Suche nach einer Lösung.

Alle Beteiligten einbinden – Der No Blame Approach

Insofern das Cybermobbing im schulischen Umfeld stattfindet, empfiehlt es sich, mit allen Beteiligten zu sprechen. Opfer, Täter/-innen und Bystander sollten alle die Gelegenheit bekommen, die Situation aus ihrer Perspektive zu beschreiben. Dabei wird heute vielfach der No Blame Approach verfolgt. Es handelt sich um eine lösungsorientierte Methode, bei der auf Schuldzuweisungen und Bestrafungen verzichtet wird. Ziel ist es, das Mobbing rasch und nachhaltig zu stoppen.  Auf diese Weise lassen sich die Gefühle und Beweggründe der Beteiligten erörtern. Täterinnen und Täter können die Folgen ihres Handelns bewusst gemacht werden: Sie sollen die Ernsthaftigkeit von Cybermobbing und die Auswirkungen auf sich und andere realisieren.

Darüber hinaus sollte der Cybermobbing-Vorfall in der ganzen Klasse thematisiert werden, um weiteres Mobbing zu vermeiden. Mitschülerinnen und Mitschüler sollen dafür sensibilisiert werden, sich einzumischen, sich hinter Betroffene zu stellen und sich gemeinsam gegen Bullys zu wehren. Dabei muss allerdings sensibel vorgegangen werden, damit Betroffene nicht bloßgestellt und zusätzlich geschädigt werden.

Aufklärung über Rechte und Pflichten im Netz

Gleichzeitig empfiehlt es sich, die Heranwachsenden über Rechte und Pflichten im Netz aufzuklären. Die Botschaft muss lauten: Das Internet ist kein rechtsfreier Raum. Unüberlegte Handlungen können reale Konsequenzen bis hin zu strafrechtlichen Sanktionen nach sich ziehen. Bei gravierenden Fällen sollten in jedem Fall Expertinnen oder Experten oder sogar die Polizei hinzugezogen werden.

Quellen

[1] Vgl. klicksafe (Hrsg.) (2018):

Ratgeber Cybermobbing: Informationen für Eltern, Pädagogen, Betroffene und andere Interessierte zurück nach oben

Katy Gillner

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