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Squid Game: Für viele Kinder fesselnd, schaurig und verstörend.

Ulrike Boscher
Jugendliche mit verängstigtem Blick beim Fernsehschauen.

Gewalttätige Szenen und brutale Hinrichtungen können Kinder verstören. | Yobro10 iStock via GettyImages

Wenn Kinder Squid Game schauen möchten – Empfehlungen für Eltern

Wie sollen Eltern reagieren, wenn Kinder die derzeit erfolgreichste Netflix-Reihe „Squid Game“ schauen möchten? Hier finden Sie Infos zur südkoreanischen Erfolgsserie und Handlungsempfehlungen für Eltern. Zudem geben wir Tipps zur Reflexion im Unterricht.

„Squid Game“ ist in aller Munde – auch in den Klassenzimmern. Wer mitreden will, hat die Serie gesehen; wer sie noch nicht gesehen hat, der tut häufig so als ob. Diejenigen, die die Serie nicht schauen dürfen, etwa weil sie noch unter 16 Jahre sind, holen sich die wichtigsten Infos aus den sozialen Netzwerken. Diese werden aktuell mit Memes, Filmausschnitten, Netzwitzen und Remixen geflutet.

Seit die Serie am 17. September mit der ersten Staffel startete, reißt der Erfolg für die Streamingplattform Netflix nicht ab. Das Survival-Drama wurde 111 Millionen Mal angeschaut. In 60 Ländern rangiert sie auf Platz 1 (Stuttgarter Zeitung vom 22.10.2021). Damit ist „Squid Game“ die populärste Netflix-Serie aller Zeiten. Entsprechend groß ist auch der Reiz für viele Kinder und Jugendliche in die Welt der „Kinderspiele“ einzutauchen.

Wenn Du einen Fehler machst, bist Du tot!

Über neun Episoden hinweg versuchen arme, verzweifelte und kriminelle Menschen einen Gewinn von 45,6 Milliarden Won (33 Millionen Euro) zu erspielen, um endlich ein Leben ohne existenzielle Sorgen führen zu können. Ähnlich wie bei den „Tributen von Panem“ (Hungerspiele) begeben sich die Teilnehmer/-innen in mörderische Runden. Die Regeln sind einfach. Wer einen Fehler macht wird disqualifiziert und grausam hingerichtet. Die Leichen werden in Massen abtransportiert und landen bei der Organgewinnung. Von 456 Spieler/-innen werden 455 sterben. Nur einer gewinnt.

Blaue und rote Karte.

Das erste Spiel in der Netflix-Serie "Squid Game" beginnt mit zwei harmlosen Karten. Danach beginnt die Todesspirale ohne Ausweg. | 0 iStock via GettyImages

Bildgewaltige Kinderspiele mit mörderischen Regeln

Fast jeder von uns kennt das Spiel „Ochs am Berg“. Ein Spieler steht an einer Mauer, dreht sich um und beginnt zu zählen. „Eins, zwei, drei, vier ... Ochs am Berg". Zeitgleich bewegen sich die anderen auf die Mauer zu. Bei dem Wort "Berg" dreht sich der "Ochs" blitzschnell um. Die anderen müssen dann sofort wie versteinert stehen bleiben.

In Squid Game gibt es ähnliche Spiele, wie „Rotes Licht, grünes Licht“, „Tauziehen“, „Murmelspiel“, „Zuckerfiguren herausbrechen“ oder das finale Tintenfisch-Spiel (Squid Game). Allerdings enden die Spiele für die Verlierer tödlich.

Ich möchte Squid Game sehen! Und nun?

Nicht gerade ein Filmstoff, den man seinen Kindern zumuten möchte. Dennoch fragen sich derzeit viele Eltern, wie sie reagieren sollen, wenn am Familientisch über das „leidige“ Thema „Squid Game“ diskutiert wird. Häufig ist dann bettelnd zu hören: „Warum darf ich das nicht sehen? In meiner Klasse kennen die Serie alle.“ Oder: „Keine Sorge, mich kann nichts mehr schocken, ich kenne von TikTok schon jedes Spiel“.

Bisher wurde die Serie „Squid Game“ der Freiwilligen Selbstkontrolle der Filmwirtschaft (FSK)  nicht zur Prüfung vorgelegt. Damit gibt es auch keine FSK-Freigabe. Der Streamingdienst Netflix empfiehlt jedoch ein Alter ab 16 Jahren (vgl. BR 24 vom 04.11.2021).

Fakt ist: Die extrem brutalen Darstellungen könnten die Psyche der Kinder beeinträchtigen und zu Verängstigung oder Alpträumen führen (vgl. Medienpädagogik-praxis). Fakt ist aber auch: Viele Kinder und Jugendliche unter 16 Jahren haben die Serie bereits geschaut.

Aus Sicht von Klicksafe sollte man sich an die Altersempfehlung halten, beruhigt aber auch besorgte Eltern: „Haben Sie keine Angst – durch eine gewalthaltige Serie allein wird ein Kind sicherlich nicht gewalttätig!“

„Squid Game“ setzt auf Grenzüberschreitungen und extreme Situationen. Das Ganze wirkt perfekt inszeniert mit ausdrucksstarken, farbenprächtigen Bildern und skurrilen Klassik-Soundtracks. Das wiederum bietet Gesprächsstoff auf dem Schulhof oder im Freundeskreis. Auch zuhause sollen Kinder alles erzählen, was sie über die Serie gehört haben oder wissen. „Erläutern Sie dabei Ihre Sorgen und Bedenken. Eine gute Gesprächsbasis ist hier das Wichtigste! Kinder, die sich aus Gruppenzwang mit solchen gewalthaltigen Inhalten beschäftigen, sind froh, wenn Eltern vehement eingreifen und das Serienschauen verbieten.“ Außerdem rät Klicksafe zum Einrichten eines Kinder-Accounts auf Netflix.

Sollten deutlich jüngere Schülerinnen und Schüler unter 16 Jahren die Serie geschaut haben und im Klassenzimmer damit prahlen, wäre es aus Sicht von Klicksafe durchaus sinnvoll, eine Elterninformation herauszugeben.

Im Unterrichtsmodul „Challenges – Alles nur Spaß?“ von Klicksafe wird auch „Squid Game“ behandelt. In einer Übung sollen die Schüler/-innen ausgewählte Schulhofspiele analysieren und kritisch reflektieren. Bezogen auf Squid Game lautet die Übung:

„Ihr kommt durch eine Unterführung. Dort beobachtet ihr vier Jugendliche. Drei Jugendliche schlagen gerade mit einem Rucksack auf den vierten ein. Ihr fragt, was sie da machen und einer antwortet, sie würden „Squid Game“, „Rotes Licht, grünes Licht“ (also „Ochs am Berg“) spielen, aber es sei „nur Spaß“...“ (Auszug aus der Broschüre „Challenges – Alles nur Spaß?“, Seite 7).

 

aktualisiert am 08.11.2021

Offizieller Trailer von „Squid Game“ mit Soundtrack

Bildergalerie und Beiträge zu „Squid Game“ (Serienfuchs)

Klicksafe: Was Eltern über „Squid Game“ wissen müssen

SCHAU HIN!: Mediencoach zu „Squid Game“

„Squid Game“ aus Sicht der Medienpädagogik

Ulrike Boscher

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