Navigation überspringen

Fernunterricht im Querschnitt – Ergebnisse der Studie JIMplus 2020

Madeleine Hankele-Gauß
Statistik-Grafik zu Wie lernst du zur Zeit?

Quelle (Zahlen): JIMplus 2020, Grafik: Madeleine Hankele-Gauß

Wie sieht Fernunterricht in Zeiten der Corona-Epidemie aus?

„Stell dir vor, es ist Schule und keiner geht hin.“ Genau mit dieser nie da gewesenen Situation – den deutschlandweiten Schulschließungen – haben wir es seit mehr als einem Monat zu tun. Statt in altehrwürdigen Schulgebäuden unterrichten Lehrkräfte ihre Schüler/-innen von ihren Arbeits- und Wohnzimmern aus. Doch wie genau sieht Fernunterricht aktuell eigentlich aus? Diese Frage haben sich auch die Forscher/-innen des Medienpädagogischen Forschungsverbunds Südwest (mpfs) gestellt und Anfang April eine Zusatzstudie zur Studienreihe „Jugend, Information, Medien“ (JIM) mit mehr als tausend 12- bis 19-Jährigen durchgeführt.

Lernen zu Hause – das Wie

Wie Kinder und Jugendliche laut JIMplus-2020-Studie zu Hause unterrichtet werden, lässt sich am besten anhand eines fiktiven Klassenzimmers mit jeweils vier voll besetzen Bankreihen auf der rechten und linken Zimmerseite veranschaulichen. Entspräche dieses Klassenzimmer der gesamten deutschen Schullandschaft, erhielten derzeit alle Schüler/-innen auf der rechten Seite des Klassenzimmers und ein paar wenige auf der linken regelmäßig Schulaufgaben per E-Mail zugesendet (56 %).

Demgegenüber hätte mehr als die Hälfte der Lernenden auf der linken Zimmerseite lediglich zu Beginn der Schulschließungen Aufgaben von ihren Lehrkräften bekommen und danach kaum Kontakt mehr zu ihnen gehabt (30 %). Ein Viertel der Klasse würde zudem einen Klassenchat und eine Cloud nutzen. Nur etwas mehr als eine der acht Bankreihen würde in Videokonferenzen unterrichtet. Einen festen Stundenplan hätten lediglich die Schüler/-innen einer halben Bankreihe.

Lernen zu Hause – das Womit

Als „Tafelersatz“ dienen in Zeiten des Fernunterrichts vor allem das Smartphone und der PC oder Laptop: Vier von fünf Befragten nutzen diese Geräte, um zu lernen und Hausaufgaben zu erledigen. Dabei muss sich allerdings jede/-r Vierte den Computer mit anderen teilen. Das Schulbuch ersetzen als mediale Lernangebote vor allem YouTube-Videos, die Enzyklopädie Wikipedia sowie Dokumentationen und Wissenssendungen in Fernsehen und Mediatheken.

Lernen zu Hause – das Wer

Damit das Lernen von zu Hause aus gelingt, sind aktuell neben den Lehrerinnen und Lehrern weitere „Hilfslehrer/-innen“ im Einsatz, wie die Studie belegt. Wer beim Lernen unterstützt, fällt je nach Altersgruppe sehr unterschiedlich aus. Während sich fast alle 12- bis 13-Jährigen und etwa die Hälfte aller 14- bis 15-Jährigen von ihren Eltern helfen lassen, spielen diese bei den höheren Altersgruppen eine kleinere Rolle. Rund die Hälfte der über 14-Jährigen setzt zudem auf die Unterstützung durch Tutorials im Internet. Betrachtet man alle Altersgruppen gemeinsam, erhalten Kinder und Jugendliche jedoch am meisten Hilfe durch ihre Freunde via Chat.

Schüler/-innen vergeben Note 2,5 für den Fernunterricht

Als „digitale Pioniere des Fernunterrichts“ stechen die 16- bis 17-Jährigen hervor. Sie arbeiten nicht nur am häufigsten in einer Cloud, sie nutzen auch am meisten Chats und Videokonferenzen mit ihren Lehrkräften und ihrer Klasse. Entsprechend sind sie bei der Gerätenutzung am aktivsten und gebrauchen Smartphone, Computer, Scanner, Mikrofon und Web-Cam am häufigsten von allen Altersgruppen.

Nach einer Gesamtbewertung des bisherigen Fernunterrichts gefragt, vergeben die Befragten durchschnittlich die Note 2,5. Wenngleich die Kinder und Jugendlichen im Durchschnitt ganz gut mit der Situation zurechtkommen, sollte das Augenmerk in den kommenden Wochen insbesondere auf diejenigen gelegt werden, die die Schulnoten 4 bis 6 vergeben haben: immerhin jede/-r sechste bis siebte Schüler/-in.

Zur Studie JIMplus 2020

Fünf überraschende Ergebnisse der JIM-Studie 2019

Schule machen – in Zeiten des Coronavirus

Madeleine Hankele-Gauß

E-Mail senden

Diese Seite teilen: