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Candli – Mit Stift und Papier zum eigenen Online-Spiel

Madeleine Hankele-Gauß

Foto: alien185/iStock/Getty Images Plus via Getty Images

Selbst gezeichnete Spieleuniversen zum Leben erwecken

Einmal selbst Spieleentwickler sein – davon träumen viele Kinder und Jugendliche. Mit der kostenlosen Online-Software Candli lässt sich dieser Traum in die Realität umsetzen. Alles, was man dafür braucht, sind Stift, Papier und Tablet oder Handy. Das Besondere daran: Die Spielfiguren und Spieleuniversen, die mit Candli zum Leben erweckt werden, sind selbst gezeichnet und verleihen dem Online-Spiel einen ganz persönlichen Charme.

Anfang November wurde die Online-Software mit dem Pädagogischen Medienpreis in der Kategorie „Angebote für die pädagogische Praxis“ ausgezeichnet. Sie wurde von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern des ETH Zürich Game Technology Centers entwickelt, läuft im Browser und ist für Kinder und Jugendliche ab zehn Jahren geeignet.

Schritt für Schritt vom Papier zum Online-Spiel

Um eine Ahnung davon zu bekommen, was mit dem Online-Tool alles möglich ist, können Lehrkräfte ihren Schülerinnen und Schülern zunächst einige „Spiele von Benutzern“ zeigen, die mit der Software erstellt wurden. Diese finden sich auf der Startseite von www.cand.li. Dort kann man zum Beispiel mit einem Smiley herabstürzende Süßigkeiten einfangen, einen Skifahrer auf einer Rennstrecke entlangbewegen oder einen in die Tiefe stürzenden Vogel vor dem Absturz bewahren.

Am Anfang jedes Spiels steht eine zündende Idee – und diese brauchen auch die Kinder und Jugendlichen, bevor sie folgende Schritte mithilfe der Online-Software durchlaufen:

  1. Spielart wählen
    Auf der Unterseite cand.li/create klicken die Schüler/-innen auf das Plus-Symbol unter „Meine Projekte“ und starten so den Spieleeditor auf ihrem Tablet oder Handy. Zunächst wählen sie eine der vier Ansichten aus, die sich am besten zur Umsetzung ihrer Spielidee eignet. Sie können wählen zwischen der Seitenansicht, z.B. für Jump’n’Run-Spiele, der Draufsicht mit Boden, z.B. für Autorennen-Spiele, der Draufsicht ohne Boden, z.B. für Weltraumspiele, oder der Dreiviertel-Ansicht mit schwacher Schwerkraft, z.B. für Skispiele.
  2. Spielelemente zeichnen
    Im zweiten Schritt wird es kreativ: Die Schüler/-innen zeichnen alle Figuren, Gegenstände und Objekte, die Teil ihres individuellen Spieleuniversums werden sollen, auf ein weißes Blatt Papier. Ob dafür Bleistift, Tusche, Buntstift, Filzstift, Wachsmalkreide oder Wasserfarbe zum Einsatz kommen, bleibt den Nachwuchs-Gamedesignern selbst überlassen. Und auch ob Menschen, Tiere und Blumen oder Elfen, Feen und Drachen die eigene Spielewelt bewohnen, liegt ganz in ihrer Hand.Je nach Bedarf kann ein zweiter Spieler aktiviert werden.
  3. Spielelemente importieren
    Um die analogen Spielelemente in die digitale Spielewelt zu importieren, klicken die Kinder und Jugendlichen auf das Plus-Symbol des Spieleeditors und fotografieren ihre Zeichnungen mit der Tablet- oder Handykamera ab. Beim Hochladen in den Spieleeditor werden die Elemente automatisch freigestellt. Dadurch werden sie Teil einer Objektpalette und können als solche frei platziert, gedreht, vergrößert oder verkleinert werden. Jedem importierten Spielelement kann eine von vier Funktionen zugewiesen werden: „Dynamisch“ für Spielfiguren, „Hindernis“ für Objekte wie Mauern sowie „Vordergrund“ und „Hintergrund“.
  4. Spiel programmieren
    Jetzt geht es ans Eingemachte: Um das Spiel zu programmieren, platzieren die Lernenden zunächst ihre Objekte auf der freien Spielfläche. Indem sie ein Objekt anklicken, öffnet sich der Objekttyp-Editor. Mithilfe einer visuellen Programmiersprache mit Blöcken können sie jedem angeklickten Objekt, z.B. einem Auto, eine Wenn-Dann-Regel zuweisen. Eine mögliche Regel für das Auto wäre: Wenn die rechte Pfeiltaste gedrückt wird, erhält das Auto Geschwindigkeit nach rechts und bewegt sich in diese Richtung. Objekte können jedoch nicht nur bewegt, sondern beispielsweise auch beschleunigt, gebremst, an eine andere Stelle im Spiel teleportiert, gelöscht oder neu erzeugt werden. Auf Wunsch können die Nachwuchs-Gamedesigner ihrem Spiel sogar Musik hinzufügen. Durch Klicken auf das Play-Symbol können die Schüler/-innen zudem jederzeit ihr Spiel im aktuellen Programmierstatus spielen und dabei mögliche Fehler entdecken.
  5. Spiel teilen

    Hat das Spiel Release-Charakter erreicht, können die Kinder und Jugendlichen ihr eigens kreiertes Spiel ganz bequem per QR-Code mit Freunden oder Familienmitgliedern teilen.

Fazit

Candli ist eine intuitiv zu bedienende Online-Software für Kinder und Jugendliche, die je nach Arbeitsschwerpunkt in den Fächern Kunst, Informatik oder Mathematik zum Einsatz kommen kann. Dank der visuellen Programmiersprache mit Blöcken sind keine Vorkenntnisse im Programmieren nötig.

Das Tool auf einen Blick

  • Anwendung für: Internetbrowser
  • Preis: kostenlos
  • Registrierung: keine Registrierung nötig; Anmeldung mit einem Google-Konto zum Speichern von angefangenen Spielen auf dem lokalen Browser möglich, aber nicht nötig
  • Internetverbindung nötig: ja
  • Werbung: nein
  • Datenschutzerklärung:https://cand.li/privacy-policy.html
  • Urheber:  Enlightware, ein Spin-off der ETH Zürich Game Technology Center und soziales Unternehmen im Bereich der Informatik und Softwareentwicklung, das wissenschaftliche Erfahrung für die Entwicklung von Produkten nutzt

 

Zur Online-Software Candli

Madeleine Hankele-Gauß

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