Praxisforum 5: Einstieg in die Medienbildung
Hier finden Sie eine Zusammenfassung des Praxisforums zum Einstieg in die Medienbildung.
MEP Online
Im Praxisforum „Einstieg in die Medienbildung“ berichteten Pädagoginnen und Pädagogen verschiedener Schularten über ihre Erfahrungen bei der Medienentwicklungsplanung. Die gemeinsame Botschaft aller Referentinnen und Referenten war eindeutig: Sorgfältige Planung ist unerlässlich und darf daher auch Zeit kosten.
Matthias Rummel vom Landesmedienzentrum Baden-Württemberg (LMZ) stellte das Angebot Medienentwicklungsplan-Online vor, das Schulen beim Erstellen eines individuellen Medienentwicklungsplans unterstützt. Es setzt vor allem auf persönliche Beratung, um eine möglichst passgenaue Lösung für jede Schule zu finden. Hilfe erhalten Schulen hierbei von den Schulnetzberater/-innen (SNB) und Medienpädagogischen Berater/-innen (MPB) an den zuständigen Kreismedienzentren. Rummel betonte, dass in Baden-Württemberg hinsichtlich der technischen Ausstattung der Schulen noch viel zu tun sei, man befinde sich im bundesweiten Vergleich im Mittelfeld. Oberste Priorität bei der Beschaffung von Technik sei jedoch ein vorheriges pädagogisches Konzept, das in der Medienentwicklungsplanung stets vorab stehen müsse. Dabei sollte das gesamte Kollegium einbezogen und motiviert werden.
Ein Schritt in diese Richtung sei beispielsweise eine kleine Messe für das Kollegium in der Aula der Schule, bei der verschiedene Geräte präsentiert werden. Die Technik, Tablets, Notebooks, Kameras etc., kann beim Kreismedienzentrum ausgeliehen werden. MPB und SNB stehen zu solchen Terminen als fachkundige Berater/-innen zur Verfügung. Eine solche Veranstaltung eignet sich zum einen, das Kollegium zu motivieren, zum anderen kann man sich so ein Überblick verschaffen, welche Möglichkeiten für die Ausstattung und welche Anwendungen verfügbar sind.
Wichtig sei es auch, zunächst Teststunden im Kollegium abzuhalten, bevor man sich Geräte anschafft oder im Unterricht einsetzt. So können auch weniger medienaffine Lehrkräfte von Anfang an mitgenommen werden und niemand wird überfordert. Auch die Schülerinnen und Schüler kann man in dieser Phase des Ausprobierend miteinbeziehen. Nicht zuletzt bietet es sich an, so Rummel, sich andere Schulen anzuschauen, die bereits einen Medienentwicklungsplan umgesetzt haben. Bei den Grundschulen sind hierfür die Referenzschulen des LMZ die erste Anlaufstelle.
Medienentwicklungsplanung aus Sicht der Schulen ...
Auf die spezifischen Aspekte bei der Medienbildung an Grundschulen gingen Anke Leucht und Eleonora Kraft ein, die an der Schillerschule in Walldorf unterrichten. Sie betonten, dass nicht unbedingt alle Kolleginnen und Kollegen besonders medienaffin sein müssten. Es sei ganz normal, dass man in kleinen Schritten anfange. Auch sie hoben hervor, dass zunächst die Lehrerinnen und Lehrer sich mit den Geräten und Anwendungen vertraut machen sollten, bevor man sie in die Hände der Schülerinnen und Schüler gebe. Einsatz von digitalen Medien sollte möglichst eine Entlastung statt Belastung sein. Daher sei eine sorgfältige Vorbereitung immens wichtig. „Ein Medienentwicklungsplan ist Prozess“, so Anke Leucht. Analoge und digitale Medien gingen dabei Hand in Hand.
Die Erfahrungen einer weiterführenden Schule mit dem Einstieg in die Medienbildung teilte Valentin Schneider vom Max-Planck-Gymnasium in Karlsruhe. Die Schule verfügt über eine gute Grundausstattung, doch Schneider berichtete, dass von etwa 100 Kolleginnen und Kollegen nur zwei bis drei die vorhandenen Interaktiven Whiteboards regelmäßig nutzen. Sein Wunsch ist hier eine einheitliche Ausstattung in den Klassenräumen, dass man sich beim Wechsel der Räume nicht umstellen muss. Gerade Fachlehrerinnen und -lehrer unterrichten häufig in vielen unterschiedlichen Räumen.
Wie schon seine Vorredner, betonte Schneider, dass ein medienpädagogischen Konzept Zeit brauche. Man solle dabei auch eine möglichst große Vielfalt an Geräten und Medien aufrechterhalten, die Tafel, Tablets, vielleicht auch verschiedene Betriebssysteme. Hier dürfe man ruhig auch etwas experimentieren. Analoge und digitale Medien sollten sich nicht ausschließen, sondern vielmehr gegenseitig ergänzen.
Die Fortbildungsbereitschaft im Kollegium an seiner Schule sei groß. Wichtig sei es, dass die Schulleitung hinter dem Medienbildungskonzept stehe, auch die Eltern sollte man ins Boot holen.
Eleonora Kraft beim Bildungskongress 2017 | Martin Storz
Anke Leucht beim Bildungskongress 2017 | Martin Storz
Valentin Schneider beim Bildungskongress 2017 | Martin Storz
… und aus Sicht eine Kommune
Aspekte der Medienentwicklungsplanung aus kommunaler Sicht erläuterten Eva Taraschewski und Mariela Castro Kohler vom Amt für Schule und Bildung der Stadt Freiburg im Breisgau. Eine Herausforderung bei kommunalen Medienentwicklungsplanung ist zunächst ein wirtschaftliches und nachhaltiges Ausrichten der technischen Infrastruktur und Medienausstattung, um den Haushalt optimal zu nutzen. Die strategische Haltung lautet dabei stets: „Die Ausstattung folgt der Pädagogik“. Daher sind zunächst konkrete pädagogische Ideen nötig, die dann die Auswahl der Ausstattung bestimmten. Ziel ist es, eine verlässliche, meist längerfristige und für alle Beteiligten transparente Projektplanung und -umsetzung gemeinsam mit der jeweiligen Schule.
Vom Erstkontakt mit Schule und Schulträger bis zum fertigen Medienentwicklungsplan vergehen in der Regel bis zu zwölf Monate. „Ein MEP ist keine One-Man-Show“, betonte Mariela Castro Kohler, wichtig sei das Zusammenspiel aller Beteiligten. Es gebe zwar eine Vorlage, doch müsse die stets an die individuelle Situation und die individuellen Bedürfnisse der Schule angepasst werden.
Alle Beispiele, die hier vorgestellt wurden, zeigten letztlich, dass der Einstieg in die Medienbildung sorgfältig vorbereitet werden sollte. Eine Schule darf dabei durchaus kleinschrittig vorgehen. So kann sich das Kollegium optimal in seine neuen Aufgaben einfinden. Was im Forum ebenfalls klar wurde: Es gibt für Schulen Unterstützungssysteme, die beim Einschlagen des Wegs zur Medienbildung behilflich sind.
Jiří Hönes
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