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Ministerialrat Michael Zieher wurde mit Wirkung vom 29. Juli 2020 als Direktor des Landesmedienzentrums bestellt

Michael Zieher wurde mit Wirkung vom 29. Juli 2020 zum neuen Direktor des Landesmedienzentrums Baden-Württemberg bestellt. Aus seinen vielfältigen Tätigkeiten in der Kultusverwaltung, zuletzt als Leiter des Referats „Digitalisierung und Medienbildung“ am Ministerium für Kultus, Jugend und Sport, bringt Ministerialrat Zieher umfangreiches Wissen sowie ein breites Netzwerk für die anstehenden Aufgaben mit. Wir haben mit ihm darüber gesprochen, was er sich für die nächsten Jahre am LMZ vorgenommen hat.

Herr Zieher, Gratulation zur Bestellung als neuer Direktor des Landesmedienzentrums Baden-Württemberg! Was reizt Sie an den bevorstehenden Aufgaben?

Am meisten reizt mich, dass die neue Aufgabe wesentlich operativer ist und man näher an der Zielgruppe dran ist. Beim Kultusministerium, meinem vorherigen Arbeitgeber, ist man ja auf einer anderen Handlungsebene unterwegs und setzt bildungspolitische Prozesse in Gang. Das Landesmedienzentrum hingegen ist das zentrale Unterstützungssystem für Schulträger und Schulen – im Speziellen natürlich für Lehrkräfte, Eltern und Schüler/-innen. In meiner Amtszeit als kommissarischer LMZ-Direktor hat die Coronakrise deutlich gemacht, wie schnell und effektiv das Landesmedienzentrum und der Medienzentrenverbund Lehrkräfte beim Fernunterricht unterstützen konnten. Das finde ich sehr beeindruckend.

Im Landesmedienzentrum sind eine Vielzahl von Programmen, Produkten und Dienstleistungen beheimatet: Was haben Sie sich für die nächsten Jahre am LMZ vorgenommen? Worum werden Sie sich zuerst kümmern?

Was mich am LMZ von Anfang an fasziniert hat, war, mit wie vielen hoch qualifizierten Menschen ich zusammengekommen bin, die für ihr Thema „brennen“ – und das in einer derart großen thematischen Bandbreite. Die Coronakrise hat deutlich gezeigt, an welchen Stellen Schulen eine massive Unterstützung brauchen und dass es die volle Produktpalette des LMZ ist, die hier zur Wirkung kommen muss: auch nach Corona. Sehr aufgefallen ist mir auch, dass wir im Fortbildungssystem für Lehrer/-innen bislang stets auf Präsenzveranstaltungen gesetzt haben. Als wir diese in der Coronakrise nicht mehr durchführen konnten, waren wir als LMZ sehr schnell in der Lage, digitale Formate anzubieten. Online-Seminare und digitale Sprechstunden sind also ein Feld, das wir weiter ausbauen und als amtliche Lehrerfortbildungen im Gesamtsystem etablieren müssen – und zwar in Abstimmung mit den anderen Anbietern von Fortbildungen. Es muss ein Miteinander sein und kein Gegeneinander.

Ich sehe, Sie haben Ihre Vermittlerrolle schon gefunden.

Ja, letztendlich ist es die Rolle eines Direktors, die richtigen Leute zum richtigen Zeitpunkt zusammenzubringen, die richtigen Themen zu erkennen und Strukturen dafür zu schaffen. Parallel dazu ist es seine Aufgabe, einen engen Draht nach außen herzustellen: zu Ministerien, Schulträgern und kommunalen Landesverbänden. Natürlich auch zum Medienzentrenverbund, der in der Fläche an den Schulen vor Ort präsent ist. Das ist die eigentliche Schlagkraft, die der Medienzentrenverbund gemeinsam mit dem LMZ hat.

LMZ-Direktor Michael Zieher im Gespräch

Foto: Christian Reinhold

„Ich glaube, in unserem System fehlt viel zu häufig ein ‚Schulterblick’ nach hinten.“

Wo Sie gerade vom Medienzentrenverbund sprechen: Wie stellen Sie sich denn die künftige Zusammenarbeit mit Stadt- und Kreismedienzentren vor?

Das Landesmedienzentrum wirkt auch im Medienzentrenverbund als Bindeglied. Durch die zwei Stadtmedienzentren Karlsruhe und Stuttgart haben wir einen „direkten Draht“ zu den Medienzentren. Es ist mir wichtig, dort präsent zu sein. Ich gehe derzeit regelmäßig beim Stadtmedienzentrum Stuttgart und zukünftig natürlich auch beim Stadtmedienzentrum Karlsruhe vorbei. Mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern dort bin ich sehr eng im Gespräch, was sie vorantreiben wollen. Für mich als gelernter Werkzeugmacher ist es die „Werkbank“ dessen, was wir auf der Ebene des LMZ thematisch bearbeiten. Der Praxisbezug von Stadt- und Kreismedienzentren ist nochmal deutlich höher und zeigt sich beispielsweise im neuen Makerspace des SMZ Stuttgart. Dort werden Visionen für Lehrkräfte geschaffen, wie man mit der Technik Unterricht und auch Freizeit gestalten kann.

Digitaler Fernunterricht stellt Schulen während der andauernden Corona-Pandemie vor große Herausforderungen. Noch auf absehbare Zeit wird der Schulunterricht aus einer Mischung von Präsenz- und Fernunterricht bestehen. Wie unterstützt das LMZ Schulen in dieser schwierigen Zeit?

Zu Beginn des Lockdowns kam schnell die Frage auf: Was brauchen denn Schulen, damit sie ein Lernmanagementsystem wie Moodle nutzen können? Dabei stellte sich heraus, dass sie zum einen bei der Einrichtung, zum anderen bei konkreten Anwendungsszenarien Unterstützung benötigten: in Form von digitalen Sprechstunden, Anleitungen und Tutorials. Gleichzeitig brauchten Schulen aber auch einen Überblick über verschiedene kostenfreie Anbieter von Online-Tools und Unterrichtsmedien. Hierfür haben wir sehr schnell eine Webseite aufgesetzt, auf der wir diese beschrieben haben – neben den Angeboten der SESAM-Mediathek und der Medienzentren. Außerdem haben wir unsere Produkt-Hotlines für Fragen rund um den Fernunterricht geöffnet und uns dafür eingesetzt, dass das Videokonferenz-Tool Jitsi über die Medienzentren angeboten werden kann. Extrem wichtig für den ganzen Prozess war es, bei den Schulen nachzufragen, was sie denn überhaupt brauchten.

Als ehemaliger Lehrer kennen Sie den Schulbetrieb aus der Innenperspektive. Was, glauben Sie, erwarten Lehrkräfte, Pädagoginnen und Pädagogen sowie Schulleiter/-innen vom LMZ?

Die Frage ist: Wie können unsere Angebote besser das treffen, was Lehrkräfte brauchen? Ich glaube, in unserem System fehlt viel zu häufig ein „Schulterblick“ nach hinten. Qualität zu sichern und unser Tun kritisch zu hinterfragen ist also etwas, das ich in meiner Zeit als LMZ-Direktor vorhabe. Bereits in meiner Zeit als Referatsleiter für Grundsatzfragen und Qualitätsmanagement beruflicher Schulen am Kultusministerium war das ein zentrales Thema für mich. Neben der Qualitätssicherung brauchen wir aber meines Erachtens auch mehr Mut auf allen Ebenen von der Schule bis zur Schulverwaltung, Dinge auszuprobieren und voranzutreiben – auch auf das Risiko hin, dass nicht immer alles auf Anhieb funktioniert. Ministerpräsident Kretschmann hat in seiner Regierungserklärung anlässlich seiner zweiten Amtszeit gesagt, dass wir eine neue Innovationskultur und damit auch eine Kultur des Scheiterns brauchen. Gefragt seien Neugier und Mut – das hat mich tief beeindruckt. Baden-Württemberg ist das Land der Tüftler und Denker: Ganz in diesem Sinne muss das LMZ Vorreiter bei der Gestaltung digitaler Lernprozesse sein.

LMZ-Direktor Michael Zieher im Gespräch

Foto: Christian Reinhold

„Wir werden die Prozesse der Digitalisierung in Gesellschaft und Arbeitswelt nicht nur mitgehen, sondern wir werden sie mitgestalten.“

Werfen wir einen Blick in die Glaskugel: Was macht das LMZ im Jahr 2030 aus?

Ich bin der festen Überzeugung, dass das LMZ in zehn Jahren ein zentraler Player im Gesamtsystem sein wird, der nicht wegzudenken ist. Wir werden die Prozesse der Digitalisierung in Gesellschaft und Arbeitswelt nicht nur mitgehen, sondern wir werden sie mitgestalten. Dadurch, dass wir so ein hervorragendes Personal haben, bin ich davon überzeugt, dass dies gelingen wird. Hierfür werden wir auch Leute mit ins Boot holen, die nicht „Mainstream“ sind, sondern ganz spezielle Qualifikationen für unsere Zielgruppe mitbringen. Das Thema, wie sich Arbeitsplätze attraktiv gestalten und Beruf und Familie vereinbaren lassen, will ich dabei auch nicht ausblenden, sondern im Gegenteil aktiv angehen. Je besser wir hier aufgestellt sind, desto besser sind wir für künftige Krisensituationen aufgestellt.

Welchen Stellenwert haben Medien in Ihrer Freizeit und Ihrer Familie?

In der Großfamilie kommunizieren wir viel über einen Messenger in einer Familiengruppe. Obwohl man über verschiedene Orte verteilt ist, hat man plötzlich eine ganz andere Art der Kommunikation miteinander. Um auf andere Gedanken zu kommen, spiele ich auch mal ein Spiel auf dem Handy. Gleichzeitig schließt das ja in keiner Weise die klassischen Medien aus. Gestern Abend etwa wollte meine Tochter noch etwas spielen und da haben wir ein Gesellschaftsspiel aus dem Schrank geholt. Die Mischung macht’s – in der Schule wie im Privaten.

Was machen Sie am liebsten, wenn Sie mal abschalten wollen – wenn das in Ihrer Position überhaupt möglich ist?

Das ist möglich und das mache ich möglich. Denn ich glaube, wenn man sehr intensiv unter der Woche im Beruf tätig ist, braucht man dieses Kontrastprogramm. Das kann heißen, in die Natur zu gehen und komplett abzuschalten. Das kann bei mir persönlich aber auch heißen, in meine Werkstatt zu gehen, an alten Motorrädern zu schrauben und in eine ganz andere Welt abzutauchen. Wenn das Ganze von Erfolg gekrönt ist, schaue ich mir dieses hübsche Motorrad natürlich nicht nur an, sondern werfe es auch an und drehe eine Runde. So lassen sich Natur und Technik auch sehr gut verbinden: indem man ins Grüne fährt, die Maschine wieder abstellt und die Natur genießt.

Wie viele Motorräder haben Sie denn?

Noch zwei. Ich habe den Rest verkauft, als ich nach Stuttgart gezogen bin. Das eine davon ist allerdings so ein wunderschönes, seltenes und erhabenes Motorrad, dass ich in dieses genug Freizeit hineinstecken kann: Eine BMW mit 750 ccm, die in den 1930er Jahren konstruiert und gebaut wurde.

Herr Zieher, herzlichen Dank für das Gespräch und viel Erfolg in Ihrem neuen Amt!
 

Zur Pressemitteilung

Madeleine Hankele-Gauß

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