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Formen der Zuhörbildung

Radio- und Hörspielarbeit mit Kindern und Jugendlichen kann viele Formen annehmen. Sie umfasst nicht nur die klassische journalistische Arbeit, sondern auch akustische Experimente. Es geht entsprechend weniger um das Recherchieren, die Erarbeitung und Aufnahme verschiedener Textformen, sondern um das genaue Zu- und Hinhören, um die Unterstützung der Konzentrationsfähigkeit und harmonisches und gelingendes Miteinander in Kita oder (Grund-)Schule. Im Folgenden finden Sie eine Auswahl spannender und abwechslungsreicher Methoden. Weitere Übungen, auch in Anlehnung an schulische Bildungspläne oder an ausgewählte Hörbücher und Hörspiele finden Sie auf der Internetseite des Ohrenspitzer-Projekts (www.ohrenspitzer.de).

Akustische Wahrnehmungsübungen

Akustische Wahrnehmungsübungen und -spiele können helfen, den Hörsinn zu schärfen und damit auch die Fähigkeit zum aktiven Zuhören zu fördern. Wer gelernt hat, bewusst hinzuhören, nimmt seine Umwelt aber auch akustische Produktionen (Radio, Musik, Hörspiele) viel aufmerksamer, detaillierter und kritischer wahr. Die Kinder lernen beispielsweise zwischen authentischen und gut gemachten Geschichten und denen, die inhaltlich/technisch mit wenig Sorgfalt produziert wurden, zu unterscheiden und können diese langfristig auch auf eigene Produktionen anwenden.

Das Beste an den akustischen Wahrnehmungsübungen ist: Sie machen ungeheuren Spaß und erzeugen so manchen Aha-Effekt. Sie können für sich alleine durchgeführt werden oder zur Vorbereitung/ als Methodenwechsel auf eine Hörspiel- oder Radio-/Podcast-Produktion dienen.

Was höre ich?

Die Kinder stehen vor ihrem Stuhl in einem Stuhlkreis und sprechen nicht. In der Stille versucht nun jedes Kind drei Umgebungsgeräusche wahrzunehmen. Wer drei verschiedene gehört hat, darf sich setzen. Sitzen alle, wird über die Geräusche und die Erfahrung gesprochen. Was kann man alles wahrnehmen, wenn keiner spricht? Wo gibt es möglicherweise Störquellen, die man verringern kann?  

Das Spiel mit dem Schlüsselbund

Alle Kinder stehen im Kreis, eine Person mit verbundenen Augen in der Mitte. Ein Schlüsselbund wird möglichst geräuschlos herumgereicht. Die Person in der Mitte wiederum muss erlauschen, wo der Schlüsselbund sich befindet. Ist ihr es gelungen, werden die Rollen mit der Person getauscht, die den Schlüsselbund gerade in der Hand hatte.

Geräusche-Gedächtnisspiel

Viele schwarze Filmdöschen/Überraschungsei-Döschen/identische Schachteln werden jeweils paarweise mit demselben Inhalt gefüllt (Steinchen, Mehl, Reis, Konfetti etc. – auf die gleiche Menge achten!). Die Spieler/-innen müssen die Paare durch hören (schütteln der Döschen) herausfinden. Eine Person darf dabei immer zwei Dosen schütteln. Machen sie die gleichen Geräusche, darf sie die Dosen behalten, sind sie verschieden, stellt sie die Dosen an ihre Ausgangsposition zurück und die nächste Person darf ihr Glück versuchen. Wer am Ende am meisten Geräusche-Paare hat, hat gewonnen.

Geräusche-Jagd

Die Kinder erhalten die Aufgabe, jeweils fünf Geräusche mit einem Aufnahmegerät aufzunehmen. Die Aufgabe kann dabei thematisch nach Orten geordnet werden: Eine Gruppe geht in die (Schul-/Kita-)Küche, eine nach draußen (100 bis 200 Meter Umgebung) und eine ins Büro. Denkbar ist auch, allen Gruppen die Aufgabe zu stellen, Körpergeräusche aufzunehmen. Alternativ dürfen alle Gruppen frei entscheiden, wo sie ihre Aufnahmen machen (natürlich in einem vorgegebenen Rahmen). Jede Gruppe spielt anschließend den anderen die Geräusche vor und es muss erraten werden, was aufgenommen wurde.

Geräusche-Produktion

Geräusche, die man in Hörspielen und Filmen hört, sind oft nicht von der CD oder aus dem Computer, sondern werden eigens hergestellt. Wer einmal versucht hat, tatsächlichen Regen aufzunehmen, weiß, dass das Vermittelte über Mikrofon und Aufnahmegerät nicht wie Regen klingt. Da ist Phantasie und etwas Geduld gefragt. Der richtige Sound stellt sich meist erst nach mehreren Versuchen ein. Regen lässt sich prima mit Reis in einer Pappschachtel machen. Dabei darf die Schachtel nicht zu groß sein, der Reis muss gleichmäßig prasseln, evtl. noch Linsen untermischen und vor allem ausprobieren, wo das Mikrofon den „Regen“ am besten einfängt. Die Illusion von Wind entsteht durch eine Bürste (z.B. Kleiderbürste), die über Stoff oder Pappe gestrichen wird. Die Kinder können mit verschiedenen Gegenständen experimentieren und eigene Geräusche entwickeln. Zudem bietet das Geräusche-Alphabet von Ohrenspitzer jede Menge Anhaltspunkte, wie man aufwändig produzierte oder nicht auffindbare Geräusche (z.B. ein brodelnder Vulkan) kinderleicht selber machen kann: www.ohrenspitzer.de/methoden/geraeusche-alphabet/

Hörspaziergang

Ausgerüstet mit einer Augenbinde oder einer selbstgebastelten Maske, gehen die Kinder paarweise z.B. durch einen Schulhof, einen Park oder einen anderen ausgewählten Ort. Ein Kind hat die Augen verbunden, das andere führt es, damit keine Zusammenstöße entstehen. Aufgabe ist, genau hinzuhören: Was kann man bei diesem Spaziergang alles wahrnehmen? Welche Geräusche sind zu hören? Wie wirken sie, wenn man sie nicht sehen kann? Darüber sollte hinterher in der Gruppe gesprochen werden. Es kann auch von jedem Kind als Reflexionsübung ein kleines Hör-Protokoll erstellt werden.

Kopfhörer liegt auf Holzplatte

GettyImages/fotiksonya

Jennifer Madelmond

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