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Satire im Netz – Können Kinder damit umgehen?

Marlene Feller
Ein Junge mit Locken hält ein Papier auf dem ein Fragezeichen steht hoch und lacht in die Kamera

Was ‚echt' oder nur Spaß ist, ist im Netz oft nicht einfach zu unterscheiden. Und das nicht nur für unsere Kleinsten. | iStock GettyImages Plus

Ist das ‚echt‘ oder nur Spaß?

Über 2 Millionen Menschen folgen der heute-show auf Instagram, der Postillon hat mittlerweile 1,4 Millionen Follower. Beide Formate machen Satire und erreichen damit eine sehr große Zielgruppe – auch Kinder und Jugendliche. Aber können diese die Satire und Ironie der Nachrichten überhaupt verstehen und scherzhafte Meldungen von Fakten unterscheiden? Und wenn ja, ab welchem Alter? Was Satire ist, was sie von Fake News unterscheidet und was Lehrkräfte und Eltern im Umgang von Kindern mit Satire beachten sollten.

Was ist Satire und wo begegnet sie uns?

Satire ist eine Kunstform, mit der bestimmte Personen, politische und gesellschaftliche Zustände oder Ereignisse auf übertriebene und ironische Weise kritisiert werden. Ein wesentliches stilistisches Erkennungsmerkmal der Satire ist deswegen auch die Übertreibung. 

Satirische Darstellungen begegnen uns sowohl in klassischen Medien, als auch in Online-Medien in Form von Karikaturen, Cartoons, Romanen, Gedichten oder Filmen. Auch künstlerische Aufführungen oder Sendungen im Fernsehen wie die heute-show können satirisch aufgebaut sein. Immer bekannter wird die Darstellung als Hoax: Das sind ausgedachte Meldungen und damit falsche Nachrichten. Ein Beispiel hierfür ist die Satire – Website Der Postillon, „der regelmäßig Beiträge veröffentlicht, die aktuelle Geschehnisse auf stark übertriebene Weise aufs Korn nehmen und dadurch auch kritisieren.“

Aus Informationskompetenz: Erkennen, was wahr und richtig ist. Unterrichtsmodul 2: „Ist das wahr oder kann das weg?“ – Fake News im Netz, S. 66. 

Ein Junge mit Kopfhörern sitzt vor einem Laptop und macht sich auf einem Papierblock Notizen

Fakt oder Fake? Das ist im Netz nicht immer gleich ersichtlich. | E+ GettyImages

Was unterscheidet Satire von Fake News?

Satire und Fake News sind oftmals schwer zu unterscheiden, denn wie auch bei Fake News können Satiren gelogene oder gar ausgedachte, falsche Informationen beinhalten. Dabei sind in der Regel die Unwahrheiten jedoch so übertrieben, dass klar sein sollte, dass es sich nicht um die Wahrheit handeln kann, wie beispielsweise die Beiträge des Postillons. Die Urheberinnen und Urheber der satirischen Beiträge gehen davon aus, dass ihre Beiträge als scherzhaft erkannt werden können. Fake News werden hingegen so dargestellt, als könnten sie tatsächlich der Wahrheit entsprechen. 

Alles Wichtige zum Thema Fake News

Können Kinder Satire verstehen?

Kinder entwickeln zwischen dem ersten und zweiten Lebensjahr Humor. Ironie, Übertreibungen oder Verfremdungen verstehen sie allerdings erst in späteren Lebensjahren. Lange Zeit ging man davon aus, dass Menschen erst im Erwachsenenalter zu Ironieverständnis und – einsatz fähig sind. Neuere (entwicklungspsychologische) Forschungen weisen jedoch auf das Gegenteil hin. Dabei lassen sich keine genauen Altersangaben ermitteln, ab wann Kinder Ironie verstehen und nutzen. Nach Dr. Gabriele Haug-Schnabel (2012) verstehen Kinder Ironie und können darüber lachen, wenn sie

  • Informationen über den Kontext haben
  • verstehen, was die Aussage eigentlich meint
  • erkennen, dass Ironie nicht der Wahrheit entspricht.

Um Satire erkennen zu können, müssen Kinder also schon einiges an Vorwissen haben. Ab welchem Zeitpunkt Kinder mit Satire umgehen können, hängt daher von den sozialen, kognitiven und sprachlichen Kenntnissen ab. Wenn sie bereits früh in ihrem Elternhaus und ihrer Umwelt mit Ironie konfrontiert werden und Ironie im vertrauten Umfeld erleben, ist es ihnen möglich, bereits früher Ironie zu entschlüsseln und zu erkennen. Das Verständnis von Ironie und Satire ist jedoch ein komplexes Phänomen, dessen Entwicklung individuell verläuft. Das zeigt sich darin, dass manche Erwachsene noch Schwierigkeiten beim Nachvollziehen ironischer Bemerkungen haben.

Vgl. Umgang mit Ironie, Haug-Schnabel, G (2012), S. 8-10

 

Broschüre "Umgang mit Ironie"

Eine Mutter sitzt zusammen mit ihrer Tochter vor einem Laptop. Beide lachen und haben Spaß

Zusammen statt alleine. Kinder erlangen früher ein Verständnis für Satire, wenn Sie satirische Inhalte zusammen anschauen und aufklären. | E+ GettyImages

Was sollten Eltern und Lehrkräfte beachten?

Allgemein gilt: Aufmerksam sein und die Kinder oder Schülerinnen und Schüler beim Erlangen ihres Ironieverständnisses unterstützen. „Eltern müssen also ein Auge darauf haben, ob ihr Kind im Fernsehen oder Internet Satire begegnet und wie es diese versteht. Schauen Sie die Serien oder Cartoons mit Ihrem Kind gemeinsam und besprechen das Gesehene. Machen Sie Ihr Kind darauf aufmerksam, was die eigentliche Aussage ist und was diese bedeutet – die satirische Darstellung sollte nicht ohne Kontext stehen bleiben.“ Besonders aufmerksam und vorsichtig sollte man bei bewussten Falschmeldungen (Hoax) sein. Hierbei ist es wichtig, die Kinder darüber aufzuklären, dass die Nachricht nicht ‚echt’ ist und lustig sein soll bzw. etwas kritisieren möchte. Älteren Kindern können sie zudem erklären, wie sie Falschmeldungen erkennen und Fakten checken können. „Satire soll Missstände in unserer Gesellschaft aufdecken und uns zum Lachen bringen – lassen Sie Kinder damit nicht alleine und lachen Sie gemeinsam.“

Aus Satire im Netz - Können Kinder damit umgehen? 

Marlene Feller

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