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Nextcloud in der paedML Linux/GS – Interview mit Kay Höllwarth

Ulrike Boscher
Portrait von Kay Höllwarth

Kay Höllwarth, Lehrer und Mitarbeiter am Landesmedienzentrum Baden-Württemberg. | Foto: Kay Höllwarth

Nextcloud: Erweiterbare Cloud-Lösung für paedML Linux/GS

Für die paedML Linux 7.1 sowie die paedML für Grundschulen gibt es eine Cloud-Lösung: Mit Nextcloud können nun Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler auch außerhalb der Schule auf ihre Dateien zugreifen. Die Software ist Open Source und bietet ein hohes Maß an Datensicherheit. Im Interview mit Kay Höllwarth erklären wir Ihnen Funktionen und Vorteile der Cloud-Lösung für Schulen. Höllwarth ist Lehrer, schulischer Netzwerkbetreuer und als Mitarbeiter am Landesmedienzentrum Baden-Württemberg (LMZ) im Team „paedML Linux“ tätig. Die Fragen stellte Ulrike Boscher.

 

Herr Höllwart, was ist Nextcloud? Und welche Vorteile bietet sie?

Nextcloud ist eine freie Cloud-Software zum Speichern von Daten auf dem eigenen Server. Gespeichert wird also nicht auf irgendeinem Server im Ausland, sondern lokal auf den Servern der Schule. Bei entsprechender Konfiguration können Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler von überall auf ihre Dateien zugreifen – in der Schule, von unterwegs und von zuhause. Dadurch ist ortsunabhängiges Lernen und Arbeiten möglich. Mit Nextcloud lassen sich Dateien hochladen, herunterladen, speichern, löschen und teilen. Alle Verzeichnisse, die ein Benutzer in der Schule anlegt, sind zuhause sichtbar und umgekehrt.

Welche Möglichkeiten bietet Nextcloud für die schulische Praxis?

Lehrkräfte können den Unterricht von zuhause vorbereiten und die Lernmaterialien mit der Klasse teilen. Hausaufgaben sind auch in der Schule abrufbar, können besprochen und bei Bedarf sofort korrigiert werden. Jeder Benutzer speichert in seinem Laufwerk „H“, mit Zugriff von außen. Sie können mit Nextcloud außerdem Dateien freigeben, einsammeln, mit Kommentaren versehen oder mit einem Schreibschutz sichern. Als Lehrer finde ich die Funktion des Teilens sehr hilfreich, denn man kann nicht nur mit einzelnen Schüler/-innen und Lehrer/-innen Dateien teilen, sondern auch mit ganzen Klassen.

Die Akzeptanz von Cloud-Lösungen hängt stark von der Benutzerfreundlichkeit ab. Wie intuitiv ist Nextcloud für Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler?

Die Bedienung ist ziemlich einfach und an gewohnte Browser-Oberflächen angelehnt. Außerdem gibt es z.B. Apps für Apple iOS. Für Lehrkräfte haben wir ein kleines Handbuch für den Einstieg erstellt. Damit dürfte man in der Praxis sehr gut zu Recht kommen. Im Vergleich zu einer kostenpflichtigen Cloud-Lösung, wie zum Beispiel „Teams“, bietet Nextcloud deutlich weniger Funktionen, ist reduzierter, aber eben auch einfacher im Umgang. Für die Anforderungen einer Schule ist die Cloud-Lösung völlig ausreichend.

Wie steht es um die Nutzerpflege und wie gestaltet sich die Anmeldung bei Nextcloud? Müssen sich Schüler/-innen und Lehrkräfte ein weiteres Passwort merken?

Die Benutzernamen und die Klassenbezeichnungen zieht sich Nextcloud aus der Benutzerverwaltung der paedML. Das ist ein riesiger Vorteil, denn damit ist keine zusätzliche Datensatzpflege nötig! Auch die Passwörter von paedML und Nextcloud sind identisch. Zuordnungen zu Klassen funktionieren einfach: Wenn ich mich an der paedML Schulkonsole als Lehrer der Klasse 8a eintrage, wird sie mir sofort zugeordnet und ist dann auch in Nextcloud sichtbar. So kann ich Dateien mit allen Schüler/-innen dieser Klasse teilen. Im Krankheitsfall von Lehrkräften könnte man so auch Vertretungen organisieren, zumindest wäre es ohne großen Aufwand möglich, eine Klasse per Link mit Lernmaterial zu versorgen.

Ich habe gelesen, Nextcloud bietet auch Videotelefonie mit „Talk“ an? Können paedML-Linux-Kunden diese Funktion ebenfalls nutzen?

Das LMZ liefert die Nextcloud (für die paedML Linux 7.1) in der Basisversion aus – die Videotelefonie „Talk“ ist darin nicht enthalten. Für Nextcloud gäbe es ein entsprechendes Plugin für „Talk“. Aber Vorsicht bei Videokonferenzen – sie können deutlich höhere Datenraten verursachen. Ich rate dringend davon ab, die Funktion “Talk“ einfach mal so zu aktivieren. Vor Inbetriebnahme der Videotelefonie sollten Schulen überprüfen, ob Internet und Hardwareressourcen auch ausreichend sind.

Benötigt eine Schule zusätzliche Hardware, wenn sie Nextcloud mit der paedML einsetzen möchte?

Das hängt von der Speicherkapazität des Servers ab, denn die Dateien werden nicht in der Nextcloud, sondern auf dem paedML Linux-Server gespeichert. Nehmen wir pro Benutzer einen Gigabyte Speicher an, und das ist nicht viel, dann würde eine Schule mit 800 Schüler/innen und 60 Lehrer/innen bereits 860 Gigabyte benötigen. Häufig stoßen viele Schulen hier schon an Grenzen, wenn größere Datenmengen hochgeladen werden. Zum Vergleich: Kommerzielle Cloud-Anbieter stellen oft zwischen einem und zwei Terabyte pro Benutzer zur Verfügung. Der Bedarf an Speicher ist bei einer kleinen Grundschule natürlich geringer als bei einer Berufsschule mit Hunderten Clients. Meine Schule hat den Vorteil, dass der Schulserver im Rathaus bzw. in einem Rechenzentrum liegt und mit Glasfaser angebunden ist. Mit Engpässen haben wir glücklicherweise nicht zu kämpfen.

Können auch Tablets in der paedML Linux/GS mit Nextcloud genutzt werden?

Ja, sehr gut! Die paedML Linux ist in Kombination mit Nextcloud absolut iPad-tauglich. Es gibt eine Nextcloud-App für iOS. Wenn diese installiert ist, kann man auch über die native Dateien-App von iOS auf Nextcloud zugreifen. Damit lassen sich iPads sehr gut bedienen. Außerdem können die Benutzer/innen mit iPads ganz leicht PDF Scans erstellen, Bilder und Texte in das Home-Laufwerk hochladen und Dateien teilen. Bei der Nutzung von Tablets ist mir allerdings ein Aspekt sehr wichtig: Der erfolgreiche Einsatz von Tablets erfordert eine 1:1-Ausstattung. Dabei sollte jede/r Schüler/-in ein eigenes, personalisiertes Tablet haben. Das kann der Schule gehören oder im privaten Eigentum sein. Mehrbenutzersysteme hingegen, bei denen ein Gerät mit mehreren Personen geteilt wird, sind schwierig zu managen.

Wie groß ist der Installationsaufwand, um Nextcloud in Betrieb zu nehmen?

Die Installation erfordert auf jeden Fall technisches Know How und sollte unbedingt von einem IT-Dienstleister durchgeführt werden. Nextcloud nutzt kein fertiges Cloud-System (wie etwa bei Teams), sondern konfiguriert sich ihre eigene Cloud auf dem lokalen Schulserver. In der Installationsanleitung sind alle Schritte sehr gut beschrieben. Einmal richtig eingerichtet, läuft Nextcloud zuverlässig und stabil. Zudem bietet unsere Hotline am LMZ Support für die Installation der Nextcloud, wenn man sie im Auslieferungszustand belässt.

Wie können sich Schulen vorbereiten, wenn sie Nextcloud einsetzen möchten? Wird es Tutorials oder Schulungen geben?

Ja, ich plane kurze, leicht verständliche Video-Tutorials für Lehrkräfte mit folgenden Themen: Wie melde ich mich in Nextcloud an? Wie ist Nextcloud aufgebaut? Wie nutze ich die Funktionen für meinen Unterricht? Wie lade ich Dateien hoch? Wie teile ich Dateien mit einzelnen Schülern oder einer ganzen Klasse?

Warum würden Sie sich für Nextcloud entscheiden? Es darf gerne plakativ sein.

Hohe Datensicherheit. Kostenfrei (Open Source). Einfach im Handling für Lehrkräfte und Schüler/innen. Praktische Funktionen für den Schulalltag. Zeitsparend durch automatische Synchronisation der Benutzer/innen aus der paedML. Erweiterbar durch Plugins und Apps für die Online-Zusammenarbeit (Groupware). Support.

Lieber Herr Höllwarth, ich danke Ihnen herzlich für das Gespräch.

 

Nextcloud: Downloads mit Installationsanleitung, Admin- und Lehrerhandbuch

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Ulrike Boscher

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