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Liberating Structures – 33 Methoden (auch) für Videokonferenzen

Madeleine Hankele-Gauß
Teenagerin sitzt mit ihrem Laptop auf dem Boden und schreibt auf einen Block.

Vladimir Vladimirov via Getty Images

Videokonferenz muss nicht gleich Frontalunterricht sein

Videokonferenz ist gleich Frontalunterricht? Videokonferenz ist gleich Lehrervortrag? Videokonferenz ist gleich Schülerpräsentation? Die Liberating Structures – 33 Mikrostrukturen zur Zusammenarbeit in Gruppen – beweisen, dass es auch anders geht. Die Methoden wurden von Keith McCandless und Henri Lipmanowicz entwickelt, um bei der Zusammenarbeit in Teams innerhalb von Unternehmen bessere Ergebnisse zu erzielen: durch die aktive Beteiligung aller Teammitglieder und die Berücksichtigung verschiedener Erfahrungen und Perspektiven. Viele dieser Methoden lassen sich auf Gruppenarbeit im Unterrichtskontext übertragen – ob unter analogen oder digitalen Rahmenbedingungen.

Beim digitalen Unterrichten lassen sich die vorgesehenen Gruppenarbeitsphasen mithilfe von sogenannten Breakout-Räumen realisieren. Dabei handelt es sich um abgetrennte Räume von Videokonferenzräumen, in denen ein Teil der Klasse für eine Gruppenarbeit zusammenkommt und sich dort unabhängig von der restlichen Klasse besprechen kann. Eine Anleitung zur Einrichtung von Breakout-Räumen im Videokonferenzsystem BigBlueButton finden Sie hier

Drei der 33 Liberating Structures, die sich besonders für die lebendige Gestaltung von Videokonferenzen eignen, stellen wir Ihnen im Folgenden vor.

1-2-4-alle – eine Methode für Brainstorming

Beim Brainstorming kann es in Videokonferenzen aufgrund der physischen Distanz und gefühlten Anonymität schnell zu der Situation kommen, dass niemand Ideen zu einer aufgeworfenen Frage- oder Problemstellung einbringt. Mithilfe der Methode „1-2-4-alle“ wird diese Situation vermieden, indem alle Schüler/-innen von vornherein aktiv in die Ideenfindung eingebunden werden. Der Ablauf sieht wie folgt aus:

  • Schritt 1: Jede/-r macht sich alleine Gedanken zu einer bestimmten Frage- oder Problemstellung. (1 Minute)
  • Schritt 2: In Zweierteams werden die Ideen besprochen und weiterentwickelt. (2 Minuten)
  • Schritt 3: Die Schüler/-innen kommen in Viererteams zusammen, wo sie ihre bis dahin entwickelten Ideen teilen und weiter ausdifferenzieren. Sie vergleichen diese auf Gemeinsamkeiten und Unterschiede hin. (4 Minuten)
  • Schritt 4: Jedes Viererteam stellt die beste seiner Ideen im Plenum vor. (5 Minuten)

Conversation Café – eine Methode für Diskussionen

Diskussionen zu entfachen, an denen sich unterschiedlich leistungsstarke Schüler/-innen beteiligen, fällt im Rahmen von Videokonferenzen noch schwerer als im Klassenzimmer vor Ort. Je höher die Teilnehmerzahl, desto schwerfälliger wird eine Diskussion im digitalen Raum. Aus diesem Grund verlagert die Methode „Conversation Café“ die Diskussion in Kleingruppen von fünf bis sieben Schülerinnen und Schülern. Der Ablauf sieht wie folgt aus:

  • Schritt 1: Jede/-r verdeutlicht seinen Standpunkt zu einem Thema. (1 Minute)
  • Schritt 2: Alle Diskutierenden erhalten die Gelegenheit, auf die Positionen und Gedanken der anderen zu reagieren. (1 Minute)
  • Schritt 3: In einer offenen Unterhaltung werden die verschiedenen Standpunkte weiter diskutiert und vertieft. (20 Minuten)

Troika Consulting – eine Methode für Feedback

Im Videounterricht sitzen alle an den heimischen Schreibtischen. Dadurch fehlen in manchen Situationen die Banknachbarn, die man als Schüler/-in schnell um Rat oder Hilfe bitten kann. Die Liberating Structure „Troika Consulting“ schafft Abhilfe, indem sie gezielt Raum für gegenseitige Unterstützung schafft. Hierfür kommen drei Lernende zusammen und übernehmen im Wechsel die Rollen von einer Klientin oder einem Klienten und zwei Beraterinnen oder Beratern. Der Ablauf sieht wie folgt aus:

  • Schritt 1: Die Klientin oder der Klient berichtet von einem aktuellen Problem oder einer Herausforderung. (1 bis 2 Minuten)
  • Schritt 2: Die zwei Berater/-innen richten Verständnisfragen an die Klientin oder den Klienten. (1 bis 2 Minuten)
  • Schritt 3: Die Berater/-innen geben passende Ratschläge, formulieren Ideen und Vorschläge.
  • Schritt 4: Zum Abschluss meldet die Klientin oder der Klient zurück, welche Ideen, Ratschläge oder Vorschläge am hilfreichsten für sie oder ihn waren.
  • Schritt 5: Die Rollen werden gewechselt.

Alle Liberating Structures auf einen Blick

Weitere Liberating Structures, die sich besonders für das digitale Lehren und Lernen eignen, sind die Diskussionsmethode „User Experience Fishbowl“, die Präsentationsmethode „Shift & Share“, die Analysemethode „What? So What? Now What?“ und die Interviewmethode „Celebrity Interview“. Unser Tipp: In der zugehörigen App „Liberating Structures“ können Sie alle 33 Mikrostrukturen auf einen Blick jederzeit und von überall aus einsehen.
 

Weitere Konzepte sowie Ideen für digitales Lehren und Lernen

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Madeleine Hankele-Gauß

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