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Blended Learning – das Beste aus zwei Welten

Madeleine Hankele-Gauß
Zwei Kinder mit Tablet im Klassenzimmer

lisegagne via Getty Images

Was ist Blended Learning?

Ob Pommes rot-weiß, Frozen Joghurt, Nutellapizza, KiBa oder Schokoccino: Bei Essen und Trinken gibt es viele gelungene Beispiele dafür, wie „das Beste aus zwei Welten“ kombiniert werden kann. Auch beim Blended Learning geht es darum, eine gelungene Mischung zu finden: aus Präsenzunterricht einerseits und Online-Unterricht andererseits. Charakteristisch für Blended Learning ist, dass Inhalte, Erklärungen und Hilfestellungen zum Teil online und zum Teil durch Lehrer/-innen im schulischen Klassenzimmer an Lernende vermittelt werden.

Selbstgesteuert oder synchron: Formen des Online-Lernens

Die Lernaktivitäten via Internet können dabei entweder selbstgesteuert oder synchron stattfinden. Selbstgesteuert heißt, dass die Schüler/-innen frei darüber entscheiden können, zu welcher Uhrzeit, an welchem Ort und in welchem Tempo sie lernen möchten. Häufig können sie auch zwischen verschiedenen Zugängen zu einem Thema wählen, z. B. zwischen einem Erklärvideo, einem Text oder einer Beispielaufgabe. 

Bei synchronem Online-Lernen sind hingegen alle Schüler/-innen zu einem festgelegten Termin gleichzeitig online. Sie treffen sich in einer Videokonferenz, dem virtuellen Klassenzimmer einer Lehr-Lern-Plattform oder in einem Online-Forum, um einen Lehrervortrag anzuhören, sich auszutauschen, Fragen zu stellen, gemeinsam ein Dokument zu bearbeiten oder ein Projekt fertigzustellen.

Grafik zu Blended Learning Modellen

Grafik: Madeleine Hankele-Gauß

Von Rations- bis Flexmodell: Umsetzung im Unterricht

Wie sich das didaktische Konzept des Blended Learning im Unterrichtsalltag umsetzen lässt, haben unter anderem Heather Staker und Michael B. Horn in ihrem vielzitierten wissenschaftlichen Aufsatz „Classifying K-12 Blended Learning“ beschrieben. Ausgehend von Fallstudien an US-amerikanischen Schulen haben sie vier Blended-Learning-Modelle identifiziert:

  • Rotationsmodell: Die Schüler/-innen wechseln zwischen verschiedenen Lernstationen mit unterschiedlichen Lernformen, von denen mindestens eine die Gelegenheit zum Online-Lernen bietet. An den anderen Lernstationen können z. B. Unterricht im Klassenverband oder in Kleingruppen stattfinden, Nachfragen an die Lehrperson gestellt, Arbeitsblätter bearbeitet oder Gruppenprojekte umgesetzt werden. Der Wechsel zwischen den Lernstationen erfolgt nach einem festen Plan oder einer von der Lehrkraft vorgegebenen Taktung.
  • Varianten des Rotationsmodells: Beim Rotationsmodell können sich alle Lernstationen entweder im selben Klassenraum (Stations-Rotationsmodell) oder an verschiedenen Orten im Schulgebäude befinden, z. B. im Computerraum oder Lernlabor (Labor-Rotationsmodell). Erhält jede/-r Schüler/-in einen individuell auf sie oder ihn zugeschnittenen Plan zum Durchlaufen der Lernstationen, spricht man vom Individual-Rotationsmodell. Nicht jede/-r Schüler/-in nutzt dabei jede Lernstation oder Lernform. Eine Sonderform stellt das Modell Flipped Classrom dar. Beim „umgedrehten Unterricht“ werden Inhalte zu Hause online vermittelt, die zugehörige Übung und Vertiefung finden gemeinsam mit der Lehrkraft im Klassenzimmer statt.  
  • Flexmodell: Die Lernenden erhalten Inhalte, Erklärungen und Aufgaben überwiegend online. Während sie im eigenen Tempo arbeiten, bieten Lehrkräfte bei Bedarf und auf Anfrage Unterstützung. Dazu gehören Individualgespräche, Unterricht in Kleingruppen oder begleitende Projektarbeit vor Ort genauso wie die Beantwortung von Fragen in Chats oder Videokonferenzen.
  • Self-Blend-Modell: In Ergänzung zum Präsenzunterricht besuchen Schüler/-innen einen oder mehrere E-Learning-Kurse, die komplett online stattfinden. An diesen Kursen können sie entweder im Schulgebäude, z. B. in speziellen Lernlounges, oder von zu Hause aus teilnehmen. Da die Kurse flexibel begonnen, unterbrochen und weitergeführt werden können, entscheiden die Lernenden selbst, wann und wie schnell sie diese bearbeiten.
  • Erweitertes virtuelles Modell: In allen Unterrichtsfächern einer Schule findet Präsenzunterricht im Wechsel mit Online-Unterricht statt. Anders als beim Flipped-Classroom-Modell steht Präsenzunterricht nicht jeden Tag auf der Agenda. Wie hoch der Anteil der Präsenzveranstaltungen ist, variiert: Möglich ist, dass Schüler/-innen die Hälfte der Unterrichtszeit vor Ort verbringen oder lediglich für einführende und abschließende Stunden zu einem Unterrichtsthema im Schulgebäude zusammenkommen.

Das Beste aus zwei Welten – Die Vorteile im Blick

Welche Mischung aus Präsenz- und Onlineunterricht bei der Ausgestaltung von Blended-Learning-Settings die richtige ist, hängt einerseits von der Lerngruppe, dem Unterrichtsthema, den Lernzielen sowie den technischen und räumlichen Voraussetzungen ab. Andererseits kann es helfen, sich die Vorteile beider Lernformen vor Augen zu führen und sie entsprechend ihrer Stärken einzusetzen. So lassen sich beispielsweise individuelle Lernwege und Differenzierung, vielfältige Präsentationsmöglichkeiten und sofortiges Feedback vor allem online gut umsetzen. Demgegenüber gelingen zum Beispiel persönliche Beziehungsarbeit und soziale Interaktionen, kommunikativer Austausch sowie Deutungs- und Reflexionsleistungen besser gemeinsam im Klassenzimmer. Wer die jeweiligen Vorteile im Blick behält, kann beim Blended Learning das Beste aus zwei Unterrichtswelten verbinden.
 

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Madeleine Hankele-Gauß

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