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Perspektiven in der Filmarbeit

Unter Perspektive versteht man die Darstellung von dreidimensionalen Körpern auf einer zweidimensionalen Fläche, in unserem Fall auf einem Bildschirm. Damit ein Bild nicht flach und langweilig wirkt, sondern plastisch und raumtief, sollten beim Filmen ein paar Grundsätze der Bildgestaltung und der Kameraperspektive beachtet werden.

Klassisch wird ein Bild in Vorder-, Mittel- und Hintergrund eingeteilt. Die Haupthandlung findet meist im Mittelgrund statt, während Vorder- und Hintergrund die Raumempfindung des Zuschauers unterstützen.

Die Hauptmotive des Bildausschnitts sollten daher möglichst nicht nebeneinander, sondern hintereinander im Raum angeordnet sein. Körper, auch Gesichter, die frontal oder im Profil vor der Kameraachse stehend aufgenommen werden, wirken flach und wenig plastisch. Lässt sich die Anordnung der Motive nicht beeinflussen, so sollte die Kamera ihren Standort wechseln und eine andere Perspektive einnehmen.

Diagonale Linien helfen dem menschlichen Vorstellungsvermögen, eine Raumtiefe in das flache Bild hinein zu interpretieren. Straßen, Häuserfluchten, Eisenbahnschienen o.ä. sind für den Zuschauer daher wichtige räumliche Orientierungshilfen.

Die Lichtgestaltung hat neben ihrer dramaturgischen Funktion, das Geschehen „ins rechte Licht zu setzen“, ebenfalls großen Anteil an der räumlichen Wirkung eines Bildes. So sollte stets darauf geachtet werden, dass wenigstens ein Teil des Hintergrundes ausgeleuchtet ist oder darin eine „natürliche“ Helligkeitsquelle, z.B. eine Straßenlaterne, sichtbar ist.

Schließlich helfen die ganzen Überlegungen zur Bild- und Lichtgestaltung nichts, wenn die Kamera die erwünschte Räumlichkeit des Bildes nicht erfassen kann. So wirken Aufnahmen im Telebereich immer flach, da sie wenig Tiefenschärfe besitzen und der Hintergrund zusammengepresst erscheint. Weitwinkligere Brennweiten sind daher für die räumliche Wirkung eines Bildes besser geeignet.

Der Einsatz von unterschiedlichen Kameraperspektiven ist ein wichtiges dramaturgisches Stilmittel des Filmemachers. Die Wahl der Kameraperspektive hängt unmittelbar mit dem Aussagewunsch des Filmemachers zusammen, da je nach Aufnahmewinkel Dinge und Personen bedeutender oder unscheinbarer erscheinen.

Eine neutrale Perspektive ergibt sich, wenn die Kamera in Höhe des Motivs plaziert wird, z.B. in Augenhöhe eines Gesprächspartners. Aus einer Untersicht gezeigte Objekte wirken größer, wichtiger und auch bedrohlicher. Eine extreme Untersicht nennt man auch Froschperspektive.

Umgekehrt gilt, dass eine Aufsicht die Motive kleiner und unscheinbarer erscheinen lässt. So wirken Kinder, von oben herab aufgenommen, noch kleiner als sie in Wirklichkeit sind. Hier gilt, dass die Kamera immer auf Augenhöhe der Kinder stehen sollte. Schließlich spricht man noch von einer Vogelperspektive, wenn etwa von einem Turm herab gefilmt wird.

Subjektive Kamera bedeutet, dass die Kamera einen Sachverhalt aus der Sicht eines Betroffenen zeigt, etwa aus dem Blickwinkel eines Schauspielers die Handlung betrachtet. Sie wirkt auf den Zuschauer sehr emotional, da er das Geschehen quasi selbst erlebt.

Menschen mit Koffern aus der Froschperspektive

GettyImages/izusek

Berti Schwarz und Robert Lambrecht

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