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Schwenk

Es werden grundsätzlich zwei Formen der Kamerabewegung unterschieden: Schwenk oder Fahrt.

Bei einem Schwenk wird die Kamera vertikal, horizontal oder diagonal um eine feste Achse bewegt, entweder vom Stativ oder von der Schulter. Der Kamerastandpunkt ändert sich dabei nicht. Technische Voraussetzung für einen sauberen Schwenk ist ein hochwertiges vor allem leicht bewegliches Stativ für ruckfreies Anfahren, gleichmäßige Bewegung und sanftes Abstoppen der Kamera. Einen wackelfreien Schwenk von der Schulter oder aus der Hand zu drehen, erfordert sehr viel Übung und bleibt in der Regel dem Profikameramann / der Profikamerafrau vorbehalten. Dennoch wird es Situationen geben, in denen von der Schulter gedreht wird, sei es, dass kein Stativ vorhanden ist oder wenn es schnell gehen muss.

Damit trotz aller Kompromisse ein „ansehnlicher“ Schwenk daraus wird, sollten Sie Folgendes beherzigen:

  • Überlegen Sie vor der Aufnahme genau, wo der Schwenk beginnen und wo er enden soll. Eine „Probefahrt“ im Sucher lohnt sich allemal.
  • Stellen Sie die kürzest mögliche Brennweite (weiter Winkel) ein, denn erstens wollen Sie ja viel einfangen und zweitens führt die Kamerabewegung nur bei kurzer Brennweite (und langsamem Schwenk) zu Bildern akzeptabler Schärfe.
  • Schalten Sie gegebenenfalls Autofokus ab, damit die Automatik die Schärfe nicht verstellt, sollten nahe Vordergrundstrukturen während des Schwenkens das Messfeld passieren. Stellen Sie die Schärfe von Hand (vermutlich auf unendlich) ein.
  • Filmen Sie zunächst etwa fünf Sekunden mit unbewegter Kamera. Die Einstellung darf keinesfalls mit der Schwenkbewegung beginnen! Dies ist eine eherne Regel, die Sie nicht brechen sollten.
  • Schwenken Sie dann nur durch Drehung des Oberkörpers über den zuvor geistig abgesteckten Bereich. Stellen Sie sich hierzu sicher auf, mit gespreizten Beinen. In „Grundstellung“ muss die Kamera auf die Mitte des Schwenkbereichs zeigen, so dass sich die linke und rechte Hälfte gleichmäßig verteilen.
  • Setzen Sie die Aufnahme – das ist wiederum eine eherne Regel – am Schlusspunkt noch etwa vier Sekunden fort.
  • Schwenken Sie nicht zu schnell, sonst wird dem Betrachter schwindelig.

Ein Schwenk sollte begründet und zielorientiert sein. Unmotiviertes Hin- und Herschwenken erzeugt beim Betrachter immer ein ungutes Gefühl, im schlechtesten Fall wendet er sich mit Grausen ab. Begründungen für eine Schwenk sind:

  • ein Motiv, das sich bewegt, zu begleiten (Verfolgungsschwenk)
  • einen Überblick zu verschaffen (Panoramaschwenk)
  • einer Blickrichtung zu folgen (Verbindungsschwenk)
  • statische Motive zu beleben (Erzählender Schwenk)

Ein Schwenk verbindet zwei Einstellungen miteinander, den Stand vor und den Stand nach der Kamerabewegung. Beide, die Anfangs- und die Schlusseinstellung, müssen für sich alleine stehen können, damit später beim Schnitt die Möglichkeit besteht, zwischen dem Schwenk oder zwei stehenden Einstellungen wählen zu können.

Kleine Übung

Jugendlichen könnten ein Fußballspiel aufnehmen. Von einer erhöhten Kameraposition (Tribüne) sollen sie das Spiel mit der Kamera „verfolgen“. Immer daran denken: Lassen Sie „Luft“ in der Bewegungsrichtung des Spielers. Das Material sollte nach dem Dreh ausgewertet werden, um zu sehen, wo die Kameraführung verbessert werden könnte.

Kamerawagen

GettyImages/ppengcreative

Kamerafahrt

Als Kamerafahrt wird jede Bewegung bezeichnet, bei der die Kamera ihren Standort ändert. Sie ist die eleganteste aber auch schwierigste Methode bei Filmaufnahmen. Beim Spielfilm werden Schienen verlegt, auf denen ein gummibereifter Wagen mit Stativ, der „Dolly“, geschoben wird. Der Dolly kann auch hydraulisch bis ca. zwei Meter nach oben fahren. Für höhere Vertikalbewegungen wird ein Kamerakran verwendet. Soviel Aufwand kann natürlich nur im Berufsfilm betrieben werden. Mit etwas Phantasie lassen sich jedoch auch ohne richtigen Dolly gelungene Kamerafahrten realisieren. Die einfachste Möglichkeit ist, aus einem fahrenden Zug oder Auto heraus zu drehen. Dabei sollte ein Teil des Fensters oder der Aussenspiegel angeschnitten sein, damit der Zuschauer unvermeidliche Bildwackler versteht und akzeptiert.

Für Kamerafahrten eignet sich prinzipiell jeder fahrbahre Untersatz, der laufruhig ist und ruckelfrei geschoben oder gezogen werden kann. In der Praxis hat sich der Rollstuhl bewährt, auf dem die Kamerafrau/der Kameramann mit Schulterkamera sitzt.

Robert Lambrecht und Berti Schwarz

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