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4 spannende Erkenntnisse über KI im Journalismus

Madeleine Hankele-Gauß
Vier Journalistinnen und Journalisten sitzen vor zwei Laptops und stecken nachdenklich die Köpfe zusammen.

Für welche Medienbeiträge und journalistischen Aufgaben sollen zukünftig Künstliche Intelligenz und Prozessautomatisierung zum Einsatz kommen? | BullRun – stock.adobe.com

In welchen Bereichen wird der Einsatz von Prozessautomatisierung und KI im Journalismus akzeptiert?

Eine KI-generierte Stimme liest den Wetterbericht für morgen vor, während im Hintergrund eine Wetteranimation läuft, die mithilfe von KI-Tools erstellt wurde. Viele Mediennutzer/-innen finden das vertretbarer als Nachrichten über das politische Geschehen, die mithilfe von Künstlicher Intelligenz erstellt und präsentiert werden. Das ist eine Erkenntnis einer neuen repräsentativen Befragung der Landesanstalt für Medien NRW unter Internetnutzerinnen und -nutzern ab 14 Jahren. Mithilfe der Studie wollte die Landesanstalt herausfinden, in welchen Bereichen des Journalismus der Einsatz von Prozessautomatisierung und Künstlicher Intelligenz Akzeptanz findet. Die Studie ist Ende März erschienen.
 

Erkenntnis 1: Mit KI-Unterstützung erstellte Videos  werden als ebenso authentisch oder authentischer wahrgenommen wie Originalvideos

Im Rahmen der Studie sahen sich die Studienteilnehmer/-innen zwei journalistische Videobeiträge an: Einer davon wurde mit Unterstützung von Künstlicher Intelligenz erstellt, der andere nicht. Während einem Teil der Befragten jeweils zwei Videos mit einem sichtbaren Moderator gezeigt wurden, sah der andere Teil jeweils zwei Videos mit einer Erzählstimme aus dem Off.

Rund 75 Prozent der Befragten hielten sowohl das Originalvideo als auch das mit KI-Unterstützung erstellte Video mit sichtbarem Moderator für authentisch. Bei dem Video mit Off-Stimme, das unter Einsatz von KI-Tools entstanden ist, sprachen sich ebenfalls 75 Prozent für seine Authentizität aus. Doch nur 69 Prozent stuften das Originalvideo mit Off-Stimme als authentisch ein. Das heißt, die mithilfe von KI-Tools entstandenen Videobeiträge wurden insgesamt als genauso authentisch oder sogar authentischer beurteilt. Auch bei den anderen zu beurteilenden Kriterien – zum Beispiel „Sympathie“, „Informationsgehalt“ oder „Unterhaltsamkeit“ – schnitten die mit KI-Unterstützung erstellten Videobeiträge ähnlich gut ab wie die Originalbeiträge oder sogar besser.


Erkenntnis 2: Wenn mit KI-Tools entstandene Medienbeiträge von realen Menschen präsentiert werden, trägt dies zur Akzeptanz bei

Echte Moderatorinnen und Moderatoren oder Sprecher/-innen scheinen für die Studienteilnehmenden ein Qualitätsmerkmal von Journalismus zu sein. So konnten sich mit 61 Prozent die meisten Befragten vorstellen, Medienbeiträge zu nutzen, die mithilfe von KI-Tools z.B. bei der Recherche erstellt, aber von echten Menschen präsentiert werden. Der umgekehrte Fall – handgemachte Beiträge, die von KI-Avataren  oder durch Moderatorinnen und Moderatoren unter Einsatz von visuellen KI-Filtern präsentiert werden – schnitt hingegen 5 Prozentpunkte schlechter ab. Und nur rund ein Drittel der Befragten (35 Prozente) war an komplett KI-generierten Medienbeiträgen interessiert, die von einem KI-Avatar präsentiert werden.


Erkenntnis 3: Mit KI-Unterstützung erstellte Nachrichteninhalte sind nur halb so akzeptiert wie mit KI-Tools entstandene Wetterberichte

Wenn es um die Entstehung von Inhalten für Medienbeiträge geht, akzeptieren die Studienteilnehmenden den Einsatz von KI-Tools eher in unpolitischen Themengebieten. 60 Prozent der Befragten hält für vertretbar, dass Wetterberichte, Sportsendungen oder Unterhaltungsformate mit KI-Unterstützung erstellt werden. Ganz anders sieht es bei den Themengebieten „Politik“, „lokale/regionale Nachrichten“ sowie „Nachrichten aus Deutschland und aller Welt“ aus. Nur 30 Prozent der Befragten finden den Einsatz von Künstlicher Intelligenz bei der Entstehung von Medienbeiträgen in diesen Bereichen akzeptabel – und damit halb so viele wie bei den unpolitischen Themen. Bei der Berichterstattung über politische Ereignisse bestehen also die meisten Vorbehalte gegenüber dem Einsatz von KI. Dies könnte mit der Furcht vor Desinformation zusammenhängen.


Erkenntnis 4: Drei Viertel der Befragten wünscht sich eine Kennzeichnungspflicht für Beiträge, die mithilfe von KI entstanden sind

Nach möglichen Regulierungen für den Einsatz von KI im Journalismus gefragt, rankt die Kennzeichnungspflicht bei 74 Prozent der Studienteilnehmenden in der Wichtigkeit ganz oben. Knapp unter 70 Prozent der Befragten sprechen sich darüber hinaus für eine unabhängige Aufsichtsbehörde sowie eine verbindliche Rechenschaftspflicht für den Einsatz von KI-Anwendungen im Journalismus aus. Mit der Rechenschaftspflicht wären zum Beispiel eine Risikoabschätzung sowie Risikominimierung verbunden. Die geforderte Kennzeichnungspflicht wird mit dem kürzlich vom EU-Parlament verabschiedeten AI Act bereits in den nächsten 24 Monaten Realität. Künstlich erzeugte oder bearbeitete Bilder, Audio- und Videoinhalte müssen dann eindeutig als solche gekennzeichnet werden.

Mehr zum AI Act in unserem YouTube-Short

Online-Umfrage für den Unterricht

Lassen Sie Schüler/-innen in die Schuhe der Studienteilnehmer/-innen schlüpfen und stellen Sie ihnen vier der Originalfragen aus der Studie! Entweder klassisch in Papierform mithilfe unserer PDF-Vorlage oder als Online-Umfrage „KI im Journalismus“ in unserem kostenlosen Umfragetool minnit’.

So starten Sie die Online-Umfrage: Registrieren Sie sich zunächst kostenfrei unter www.minnit-bw.de. Suchen Sie anschließend in der „Umfragebibliothek“ im Reiter „Alle Umfragen“ im Suchfeld nach der Umfrage „KI im Journalismus“. Klicken Sie auf „Kopieren“, sodass die Umfrage in Ihre persönlichen Umfragen verschoben wird und sich öffnet. Wählen Sie rechts neben der geöffneten Umfrage „Umfrage durchführen“ und schließlich „Umfrage starten“ aus, um einen Weblink sowie einen QR-Code zum Teilen für Ihre Klasse zu generieren. Alle Schritte im Detail zeigt auch dieses kurze Erklärvideo.

Fragebogen „KI im Journalismus“ herunterladen

Erklärvideo zum Kopieren von Online-Umfragen im Tool minnit'

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Madeleine Hankele-Gauß

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